Captain Beefheart & His Magic Band – Grow Fins – Rarities [1965-82]

Vor 17 Jahren zog sich Don Van Vliet alias Captain Beefheart aus dem Musikgeschäft zurück, um sich fürderhin in seinem Haus in der Mohave-Wüste der Malerei zu widmen. Er sei zu alt für den Rock’n’Roll, sprach der damals 41jährige und gewann mit seinem weisen Entschluß gleich in mehrfacher Hinsicht. Im Gegensatz zu unzähligen permanent comebackenden Altersgenossen fundamentierte der Musiker Captain Beefheart durch den Rücktritt seine eigene Legende und wurde dadurch unsterblich. Der Maler Don Van Vliet hingegen bekam endlich die Anerkennung und die Dollars, die dem Musiker über die Jahre versagt blieben. Als Teenager in den späten 50er Jahren spielte der am 15. Januar 1941 in Clendale, Kalifornien, geborene Highschool-Kumpel Frank Zappas erfolglos in diversen Rhythm’n’Blues-Bands (darunter mit Zappa bei „The Soots“), bevor er 1964 die erste Inkarnation der Magic Band ins Leben rief. Den Namen seines Alter Egos entlehnte Van Vliet der Idee für (s)einen Film, der nie gedreht wurde: „Captain Beefheart And The Crunt People“. Das A&M-Label nahm die Magic Band kurz darauf unter Vertrag, um sie nach nur zwei Singles („Diddy Wah Diddy“,“Frying Pan“) mit rudimentärem Blues, der allerdings schon deutlich die Beefheart’sche Handschrift trägt, wieder zu feuern. Im Frühjahr 1967 nahm die Magic Band (mit Ry Cooder an der Gitarre) schließlich ihr erstes Album, SAFE AS MILK, auf und der Wahnsinn seinen Lauf. Mit dem Meisterwerk des Avantgarde-Pop setzte Beefheart erstmals seine Vision um von einem Free Jazz-getränktem Garagen-Punk-Blues, den er mit phantasievoller Dada-Lyrik seiner Mehr-Oktaven-Stimme begleitete. Die 5-CD-Box GROW FINS, die auf Revenant, dem Label des legendären Gitarristen John Fahey, erscheint, blickt zurück auf 17 Jahre Captain Beefheart & Magic Band in bislang unveröffentlichten Aufnahmen (Demos, Liveaufnahmen, Radioauftritte, Alternativtakes). CD 1 enthält vorwiegend Demos („Obeah Man“,“Yellow Brick Road“) und einige Liveaufnahmen („Somebody In My Home“, „Tupelo“) der Jahre 1965 bis 1967. CD 2 featured Liveaufnahmen aus dem Jahr 1968 (das fantastische elfminütige „Rollin ‚N Tumblin'“) plus den MIRROR MAN-Outtake „Korn Ring Finger“ von 1967, der auf dem John Coltrane-Stück „India“ basiert. Den Höhepunkt von GROW FINS markieren die CDs 3 und 4 mit den „Trout Mask House Sessions“: 32 Tracks von Beefhearts Meisterwerk TROUT MASK REPLICA – 1969 von Frank Zappa produziert – in rauhen, unbehandelten meist instrumentalen Urversionen, die weit mehr LoFi klingen, als das „richtige“ Album. Die Jahre 1969 bis 1982 (göttlich: Zappa und Beefheart im Duett bei „Orange Claw Hammer“) werden -fast verschämt – mit 23 Tracks auf CD 5 abgehandelt. Zurecht, da Beefhearts kreativer Höhepunkt eindeutig in den 60ern lag. Aber auch für die Jahre danach gilt das, was Frank Zappa 1969 zur Ankündigung des Magic Band-Auftrittes in Amougies, Belgien („My Human Gets Me Blues“), sagte: „Listen. Be quiet and pay attention to this man’s music. Because if you don’t you might miss something important. And we wouldn’t want that to happen to you“.