The Chills

Silver Bullets

Fire Records/Cargo VÖ: 30. Oktober 2015

Die neuseeländische Gitarrenpop-Legende meldet sich nach fast 20 Jahren triumphierend zurück.

Hier eine EP namens STAND BY, da ein paar seltene Auftritte, die außerhalb von Neuseeland noch rarer werden und unverhofft taucht 2013 mit „Molten Gold“ tatsächlich eine neue Single auf. Dazwischen Auflösungen, Wiedervereinigungen, dutzendfach durchgeschleuste Musiker, Pleiten, Pech und Pannen.

The Chills waren eins der größten Gitarrenpop-Versprechen der 80er, aber manchmal standen sie sich selbst im Weg. Die einzige Konstante in der langen, wendungsreichen und nun gar nicht linear verlaufenden Geschichte der 1980 in Dunedin gegründeten Psychedelic-Pop-Band heißt Martin Phillipps, ein Mann vom Kaliber eines Andy Partridge. Nun stellte der Gitarrist, Keyboarder, Sänger und alleinige Songwriter von The Chills mal wieder eine neue Mannschaft zusammen, es dürfte zirka die zwanzigste sein, um einen erneuten Anlauf zu nehmen. „Schnarch!“, wird so mancher sagen – noch so eine Band aus dem letzten Jahrtausend, die auf den Reunion-Zug aufspringt, um die Rente nichtssagend aufzustocken.

Zumindest im Falle der Kiwi-Boys wäre das kompletter Unsinn. Denn mit SILVER BULLETS und seinem wieder einmal maritimen Coverthema demonstrieren The Chills die ganze Klasse lange vergangener Tage. Ein Loch von unglaublichen 19 Jahren, das sich nach dem letzten Studioalbum SUNBURNT auftat, machen die Neuseeländer problemlos vergessen.

Martin Phillipps versteht sich auf SILVER BULLETS wieder meisterhaft darin, lässige, aber komplexe Pop-Hymnen mit etlichen Tempo-Variationen zu schreiben. Warme Vintage-Orgel-Klänge, betörende wie griffige Melodien und kristallklare Twang-Riffs füllen diese Lieder, auf denen so oft ein melancholischer Schatten liegt. Wie könnte das auch anders sein bei Songtiteln wie „Underwater Wasteland“, „When The Poor Can Reach The Moon“ und „America Says Hello“, bei Textzeilen wie „the cash is crashed“, „we leave the ocean desert dead“ und „there are too many people hurting and not enough people caring“. Phillipps blickt in seinen Texten auf die großen Sorgen der kleinen Erde, aber auch mit offenen Augen ins Universum. Und ganz nebenbei ist ihm mit „Pyramid“ ein Stück gelungen, das XTC nicht besser hätten machen können. Pop in Perfektion.