1. Allgemeine Verunsicherung


Leicht lädiert präsentieren sich die beiden Akteure nach dem Münchener Konzert. Sänger Klaus Eberhartinger verbrachte die Morgenstunden mit einer Knochenabsplitterung am Fun im Krankenhaus; Gitarrist Thomas Spitzer hatte bis a Uhr früh den vergeblichen versuch unternommen, eine den Großstadt-Verlockungen nicht gewachsene Crew von der Ernsthaftigkeit einer Tournee zu überzeugen. Aber keine Angst: Die Herren zeigten sich in bester Läster-Laune und schreckten nicht mal vor der Vernichtung unserer Blind Date-Cassette zurück.

SADE: „Love Is Stronger Than Pride“

THOMAS: „Die Sade, einwandfrei, wenn du das noch länger laufen läßt, muß ich mich da draußen vom Balkon stürzen. Schwer suizidmäßig.“ KLAUS: „Bittschön, nicht um diese Tageszeit! Das kann ich mir vorstellen um zwei in der Früh, in der Bar, links einen Cognac, rechts ein schönes Maderl.“

DIE ROTEN ROSEN: „Alle Mädchen wolln küssen“

THOMAS: „Austro-Pop!“ KLAUS: „Nein, das ist schon was Deutsches. Die Ärzte vielleicht? Klingt trotzdem nach Austro-Pop!“ THOMAS: „Das Schlimmste, was man einer deutschen Produktion antun kann, ist das Etikett: ,Klingt wie Austro-Pop‘. Die Strandjungs vielleicht? Nein, jetzt: die Toten Hosen, net woahr? Nach Jahren des bunten Treibens wollen die wohl auch mal Kohle machen…“

BARRY MANILOW & KID CREOLE:“Hey Mcmbo“

KLAUS: „Ah! Endlich! Stimmung! Kid Creole! Der andere ist so ein Ami, der Name fällt mir gerade nicht ein. Ein Blonder… kruzi… hab Kalk im Hirn, Sand in den Nier’n. leider keine Baugenehmigung… Barry Manilow! Der blonde Säusler! Gefällt mir sehr gut! Wir wollten immer schon mal sowas spielen, aber da müssen wir vorher noch Tanzen lernen…“

HERBERT CRONEMEYER: „Was Soll Das“

KLAUS: „Der Oide is guat!“ THOMAS: „Ich versteh nur nie seine Texte…“ KLAUS: „Das klingt nach Natur. Es fällt ja schon auf, wenn jemand ein naturbelassenes Schlagzeug bringt…“ THOMAS: „Der Oide schreibt gute Nummern. Leiwand – das groovt!“

SABRINA: „The Sexy Girl Mix For Boys & Hot Girls“

KLAUS: „Das – bitteschön – ist die Sabrina. Die muß so schnell singen, durch des Bouncing-Feeling vor den Ripperln. Da beutelt’s ihr das Ganze durcheinander, und dabei ist es schwierig, den Rhythmus zu halten.“ THOMAS: „ich hab immer gedacht, daß nur die EAV es schafft, mit absolutem Bluff Kohle zu verdienen KLAUS: „Aber sie hat gewisse Maße, die kannst du nicht leugnen…“ THOMAS: „Na, sagen wir halt, ihre Qualitäten beginnen knapp unter den Stimmbändern…“

DRAFI DEUTSCHER: „Mama Leone“

THOMAS: (Nach der ersten Snare) „Das muß Drafi sein. Nur er hat solche verhallte Bombast-Snares!“

KLAUS: „Der Bombast-Quast) darf alles. Der ist irgendwie schamlos, und das gefällt mir. Jetzt hat er sich übrigens eine Yacht in Miami gekauft. Der Don Johnson kommt jeden Tag in der Früh vorbei und bringt ihm eine Line…“

AC/DC: „Heatseeker“

THOMAS: „Keine Frage, AC/DC. Mir gelallt das, weil ich a alter Trottl bin. Im Prinzip hast nach drei Nummern den Schmäh g’schluckt. Und frauenfeindlich ist das auch, gell? Aber wie heißt die altbritische Weisheit so treffend: ,Rock against racism is like eggs against eggism!‘ Heimlich kann man sich so eine Musik schon reinziehen, zu Hause, wenn’s keiner merkt…“

PETER ALEXANDER: „Zeit der Rosen“

THOMAS: „Charismatisch! Ein Ton von ihm, und die Sache ist verkauft…“ KLAUS: „Vorsicht, Sorgen! Sorgen schwingen mit in seiner Stimme, es handelt sich hier offenbar um einen ernsthaften Text… (Alexander singt: „Dann schau ich dich an und dreh die Zeit zurück.. .“JDös kann i ma vurstöll’n, waunn i mir sei Oide so aunschau! Die sieht ja aus wie ein lOOjähriger Wald-Uhu.“

KLAUS: „Man hört sofort, daß hier ein deutsches Produkt vorliegt. Es liegt irgendwie am Sound…“ THOMAS: „… oder wie die Instrumente eingesetzt sind, so zackig. Ist das nicht dieser Schauspieler?“

KLAUS: „Mein Gott, warum glauben die immer, Musik machen zu müssen? Es gibt nur wenige, die das beherrschen, der Morak Franzi zum Beispiel.“ THOMAS: „Da haben’s einen Schauspieler und spannen den mit einem ambitionierten Jazz-Rocker zusammen. Und das funktioniert halt meist nie.“

KLAUS: „Und dann lassen sie den Schauspieler auch noch den Text schreiben. Die Welt wird besser – Hoffnung – Power. Die Message! Ja, ja, die Message!“ THOMAS: „Sowas kann uns hoit net passier’n!“

ROLF ZACHER: „Langsam Wird Alles Besser“