Mit "Hammer & Michel" hat Jan Delay sein nunmehr viertes Soloalbum veröffentlicht. Die Idee, eine Jacke von hinten auf dem Cover zu zeigen, hatte er jedoch nicht als erster Musiker. Hier einige offensichtliche Inspirationsquellen.
Jan Delay – „Hammer & Michel“ (2014): Die neueste Variante. Die Hülle mit dem Leopardenmuster-grundierten, grundsätzlich großartigen Delay-Klinkenstecker-Logo rockt! (Die Füllung leider nicht so.)
The Lords Of The New Church – „Killer Lords“ (1985):
Ein besonders schmuckes Einzelstück, wagt sich dank Knochenbehang dreidimensional in den zu berockenden Raum hinein – oder so ähnlich. Das empfindliche Stück haben die gotischen Punk-Rock´n´Roller um Stiv Bators aber bestimmt nicht nachts zum Knochenschütteln im Club getragen.
Teen Idols – „Full Leather Jacket“ (2000):
Ein weiteres Beispiel für die an Harmlosigkeit selten zu übertreffende US-Pop-Punk-Schule, bezieht sich hier auch noch eindeutig auf das längst Staatskulturgut gewordene Rebellentum der 50s. Aber der Titel: hihi. Nein? Nun gut …
Die Goldenen Zitronen – „Lenin“ (2006):
Kunst und Kommentar: Hier ist es eine Art politisch eindeutiger Punkrock-Glamrocker, den der Künstler und Eigentümer des Buback-Labels Daniel Richter von hinten portraitierte. Titel des Gemäldes: „Lonely Old Slogan“ (Öl auf Leinwand).
Sizarr – „Psycho Boy Happy“ (2012):
Mach es selbst – aber arty! Vereint den individuellen Kunstanspruch und die Verortung bei den Punkrock-Wurzeln. Obwohl: Die Jacke sieht eher aus, als ob sie einem 70er-Jahre-„Tatort“-Kommissar geklaut worden wäre …
Turbonegro – „Retox“ (2007):
Wackerer Geselle wird von Hank Von Helvete in Hypnose gestarrt. Subtext: Rock´n´Roll ist gefährlich, Leute! Und selbst junge, selbstbewusste Menschen in nietenbeschlagenen Lederjacken können ihr zum willenlosen Opfer werden!
Samantha Fox – „Touch Me“ (1986):
Für ein „Busenwunder“, wie das gelernte Seite-3-Girl Samantha Fox eines war, ein sehr mutiges Cover. Denn nur ein klein wenig Haut blitzt durch die fachmännische durchgewetzte Jeans.
Bruce Springsteen – „Greatest Hits“ (1995):
Zuerst ist man ein wenig enttäuscht ob der geballten Schmucklosigkeit dieses Artworks, aber dann fragt man sich: Was sollte sich der Boss auf die Lederjacke pinseln, was nicht eh schon jeder von ihm weiß? Welcher Slogan, welcher Schriftzug könnte aussagekräftiger und cooler sein als der in Wartestellung baumelnde Sechssaiter? Eben.
Major Lazer – „Lazers Never Die“ (EP) (2010):
Der muskelbepackte Cpt. Dingsbumms, den Diplos Major Lazer in die Dancehall-Schlacht schicken, von hinten. Gnadenlos in seiner quietschbunten Power-Rangers-Endboss-Anmutung, ist der Paintbrush-Kommandant sofort als Kind der Neunziger enttarnt.
Eric B. & Rakim – „Follow The Leader“ (1988):
Eine Pioniertat des Eastcoast-HipHop, das zweite Album von Eric B. und Rakim. Wohl eben nicht nur musikalisch. Diese sehr schicken Einzelanfertigungen, die das Duo da trägt, waren wohl eine Initialzündung für die Lederjacke/Rap-Musik-Liaison der kommenden Jahre, die bis heute anhält.
Farid Bang – „Killa“ (2014):
Es scheint, als hätten vor allem harte Rapper aus Deutschland einen Narren an dem Lederjacken-HipHop-Mix gefressen. Und wenn uns Wikipedia nicht darauf hingewiesen hätte, wir hätten´s glatt übersehen: „Im Vordergrund liegt ein zerstörter Totenschädel auf dem Boden.“ Den Tod getötet, quasi. Auweia.
Frank White & Godsilla – „Südberlin Maskulin“ (2008):
Während die Pose „breitschultrige Person in auffälliger Lederjacke dreht Betrachter den Rücken zu“ sonst als Geste der Ausgrenzung anderer und/oder besonderen Stärke des Jackenträger gedeutet werden darf, kommt hier eine neue Komponente ins Spiel: Fler (alias Frank White) sind die Hände gefesselt. Wie lange diese Handschellen wohl halten? Ein Cover mit Sprengkraft!
Tomte – „Heureka“ (2008):
Süß! Die alte 70er-Jahre-Mofa-Rocker-Schule. Heißt: Jeans statt Leder. Kugelschreiber und Aufbügel-Sticker. Der Sonne entgegen. Das war in der Provinz allemal genug Rebellion.
Arctic Monkeys – „Suck It And See“ (Single) (2011):
Noch mal Jeans statt Leder, dafür besonders herzhaft in seiner gestenreichen Eindeutigkeit. Wer das zum Gähnen ansteckende Cover des gleichnamigen Albums kennt (kleiner, schwarzer Albumtitel auf weißem Grund), fragt sich angesichts dieses Singles-Covers natürlich: War dieses Motiv vielleicht ursprünglich fürs Album vorgesehen gewesen, doch dann haben sich die „Aber der amerikanische Markt!“-Bedenkenträger in letzter Minute durchgesetzt?
Soundtrack „Drive“ (2011):
Sind die in edle Seide gehüllten Poser vielleicht sogar noch gefährlicher als jene, die den staubigen Biker markieren? Über Ryan Goslings Raketenauto-Piloten-Outfit würden wir uns jedenfalls nicht laut lachen trauen, sonst sticht der noch.
Katy Perry „Roar“ (Single) (2013):
Und Katy? Hunde, die bellen, beißen nicht. Aber was weiß der Volksmund schon von Raubkatzen, die roaren? Siehste, da schweigt er sich aus.