The Raincoats – Odyshafe

Ein schwieriges Album, das gleich vornweg. Schwierig und doch wieder schön. Die einst so unbefangenen Raincoats sind verkopfter geworden. Young Marble Giants spielen Fairport Convention, könnte man sagen. Zwei Jahre Musikentwicklung seit dem ersten Album sind an den Raincoats zum Glück nicht spurlos vorübergegangen. Ihre mimimalistiche Ader ist immer noch vorhanden, aber viel breiter geworden. ODY-SHAPE vereinigt eine Unmenge kleiner Ideen, die Melodien sind faszinierend ineinander verschoben. Ein Irrgarten, aus dem kein Weg heraus : führt.

ODYSHAPE ist insgesamt sehr folkloristisch. Was einmal natürlich an der Violine von Ana Da Silva liegt, die mal zitternd sprunghaft oder ganz zart über die Saiten streicht. Tupfer gewissermaßen. Auch die Percussion mischt sich wie einzelne Regentropfen unter die Musik. Reizvoll, manchmal jedoch zuviel des Guten. Überhaupt ist die Instrumentierung neben Gitarre, Bass und Violine teilweise sehr ungewöhnlich. Balaphone, sruti box oder Kalimba geben ODYSHA-PE etwas sehr Exotisches. Die Raincoats sind eine reine Frauenband, die hauptsächlich männliche Schlagzeuger als Gastmusiker dazugeholt haben. Robert Wyatt oder Charles Hayward und einmal Richard Dudanski von Basement 5 als Percussionist. Ingrid Weiss, die Ersatzfrau für Palmolive, ist mittlerweile auch nicht mehr dabei. Auf ODYSHAPE noch in drei Titeln vertreten, ist mit Shirley O‘-Loughlin ihre Nachfolgerin schon gefunden.

Ich weiß nicht, ob die Raincoats Feministinnen sind. Ich weiß nur, daß sie sich sehr einfühlsam geben und über Frauen singen, aber beileibe keine Rockfrauen sind, ihre Musik erfordert doch einige Konzentration, ist kein seichtes Tingeltangel und leider auch kein Pop. Es gibt schöne Ideen: „Dancing in My Head“ und etwa mit „Red Shoes“ leichte Überforderungen. Aber ODYSHAPE ist keine Enttäuschung, bei weitem nicht. Es fällt zunächst nur schwer, sich reinzuhören, sich richtig anzufreunden. Wahrscheinlich nur eine Zeitfrage.