Phillip Boa & The Voodooclub – My Private War :: Kultiviert

RCA/BMG ARIOLA

Phillip Boa läuft nur noch nebenher, erneuert niemandem mehr den Pop, sein zwiespältiger Ruf weicht nach und nach einer bedrohlichen Stille. Dabei macht der „Rübezahl-Rocker“ (Presse-Info) nichts falsch. MY PRIVATE WAR gelang ihm genauso wie das ’98er-, als „Solo-Debüt“ bezeichnete Emanzipationswerk LORD GARBAGE nach der Trennung von seiner Muse Pia Lunda und der vorübergehenden Schließung des Voodooclubs als gelungenes Stück erwachsener, alternativer Popmusik. Geschmackvolle Ausgewogenheit, Produktionskunst auf hohem Niveau, erlesene Arrangements und moderne Sounds sind Boa Bedürfnis und Berufung. Leicht schräg und angenehm eigen klingt das auch weiterhin. Heute läuft ihm jedoch kaum noch eine Gitarre aus dem Ruder, fährt ihm kein zorniger Schrei mehr aus dem Leib. Ein Preis, den Boa zu zahlen bereit ist: Sein Voodooclub rumpelt, scheppert und kreischt schon lange nicht mehr. Das geht in Ordnung: Auch Boa wird schließlich nicht jünger, sucht und findet einen begehbaren Weg ins Alter, erfindet sich nicht neu, verfeinert seine Künste aber fleißig. So kommt es gar, dass ihm auf MY PRIVATE WAR die ruhigen, zurückgenommenen Lieder besser gelingen als die routinierten Standard-Stomper. Auffällig wird bei ihnen die leidenschaftliche Liebe zu den Details, zu erlesenen, gerne auch ein bisschen experimentellen Klangbildern, vor allem aber in den verträumt-verwebten Arrangements seiner neuen Gesangspartnerin Alison Galeas (Beangrowers), für die sich jemand wohl besonders viel Zeit genommen hat. Es sind – bei allen Bemühungen Boas um moderne Sounds – gestrige Qualitäten, die MY PRIVATE WAR hörenswert machen. Nennt es ruhig 80s, ich nenne das Boa-Style.