Alif – Dakamerap

Weil Pop-Wissen sich immer schon über Ausgrenzung definierte und die Wissenden ihre Macht in freudiger Arroganz zur Schau tragen konnten, musste Musik aus Afrika, Asien und Lateinamerika den Umweg über die Funkhäuser gehen. Man kann auch gleich sagen: über das Funkhaus Europa [103-3 MHZ]. Es war lange Zeit den Weltmusikgemeinden vorbehalten, darauf hinzuweisen, dass Popmusik außerhalb der angloamerikanischen Zentren keinesfalls den Zug der Modernisierung verpasst hatte. Der Journalist Jay Rutledge, mitverantwortlich für die Compilations AFRiCA raps. globausta auf Trikont] und dakar raps. hat mit dem Label Out Here eine Plattform für junge urbane Musik jenseits der Grenzen und Klischees eröffnet. Alif (Attaque Liberatoire de L’lnfanterie Feministel sind ein All-Girl-Trio aus der HipHop-Metropole Dakar, und ihr Album dakamerap beruft sich weniger auf afrikanische Traditionen, als dem touristisch geschulten Ohr des durchschnittlichen Europäers lieb sein könnte. Alif schreiben ein Stück social comment aus dem Senegal des Jahres 2004. sie erzählen Geschichten von den Männern, die den ganzen Tag aufeinander hocken und nur nachts ihr Zuhause verlassen, weil sie sich schämen, arbeitslos zu sein. Sie erzählen von Inzest und Gewalt und falschen Sisters, die auf die Bühne gehen, nur um ihren Arsch zum Wippen zu bringen. Die erste Kassette des Trios von 1999 wurde ohne Vertrag veröffentlicht, Lizenzgebühren hat nie jemand bezahlt. Alif provozierten schon alleine deshalb, weil da ein paar Mädchen auf die Bühne gingen und sagten, was sie sahen, und sich fragten, warum in einem Staat wie Senegal moderne Formen von Sklaverei existierten. Jede dieser Geschichten wird im Booklet beschrieben, die dazugehörigen Tracks wollen nichts anderes als schillernde Popmusik sein – mit ihren wirbelnden Streichersätzen, den atemlosen Chorverfolgungsjadgen und grellen Scratcheinlagen.