5 Fragen an Joe Zawinul


Auf ihrem Album ‚My People‘ experimentieren Sie mit afrikanischer Musik. Wie kommt man als Österreicher dazu?

Ganz einfach, ich bin mit einer Schwarzen verheiratet. Sie hat mich immer wieder auf diese Musik gebracht – solange, bis sie mir in Fleisch und Blut eingegangen war. Afrika, das ist in meinen Ohren die Wiege der Musik und des Rhythmus.

In den 50ern und 60er huldigten Sie dem puren Jazz, in den letzten 30 Jahren aber haben Sie den Begriff Jazz“ immer weiter gefaßt.

Es gibt keine pure Musik, auch keinen „puren Jazz“. Es gibt nur Musik, die mich packt und die mich nicht packt, andere Kriterien habe ich noch nie zählen lassen. Jazzige Muster waren zwar stets eine große Inspiration, aber ich wollte diese Musik von ihrem verstaubten Podest runterholen, sie popularisieren.

Sie bezeichnen Ihre Musik als „Folk for the Nineties“

Folklore, das hat was mit Tradition zu tun, mit Tanz und Ausgelassenheit – also eine Menge mit den Songs auf ‚My People‘. Für mich steckt darin aber auch jede Menge Magie und Spiritualität, Volksnähe und Einfachheit.

Sie haben gesagt, ihr Album sei vom „Familien-Gedanken“ geprägt. Wie ist das zu verstehen?

Ich bin gerade Opa geworden, das hat mich tief berührt und hat mich inspiriert. Ich liebe meine Familie, ich liebe meine Freunde. All diese Liebe ließ ich in mein Album einfließen.

Hatten Sie ein ähnlich inniges Verhältnis zu ihrer Familie in Wien?

Na klar, ich hab‘ all diese Leute geliebt. Das waren einfache Menschen, hart, aber herzlich. Vor allem mein Vater hat’s mir angetan: ein Bauer und Schnapsbrenner, der den besten Slivovitz gemacht hat. Als er gestorben war, habe ich 80 Liter am Zoll vorbei nach New York geschmuggelt.