Au Pairs – Wiesbaden, Wartburg


Die Au Pairs stecken in der Zwickmühle! Nein, die Luft ist noch lange nicht raus bei den Senkrechtstartern der vergangenen Saison. Aber sie sind im wahrsten Sinne des Wortes erwachsen geworden – reifer, abgeklärter, introvertierter. Sie sprinten nicht mehr Hals über Kopf durch ein mit Drei-Minuten-Jingles kompromiertes Programm. Ihr Set ist inzwischen exakt reglementiert – und erst „Inconvenience“ setzt das Signal zu einem frenetischen Schlußspurt: Die Au Pairs in vollem Flug, sich gegenseitig anfeuernd, wild durcheinanderhopsend und jeden für den gebremsten Auftakt entschädigend.

Aber soweit sind wir noch nicht. Lesley – in paramilitärischem Chic, mit Palästinenser-Schal und hochgestecktem Haar – und Paul mit seinen Widmungen an die Hungersfreikenden in Belfast zeigen zunächst das verbissene Gesicht der Au Pairs. Ihr Lamento war schon immer politisch undprosaisch, realistisch uno/romantisch, feministisch und frivol. Lesley packt heute öfter beißende Zynismen und Kommentare in ihre Songs, die wenn auch manches Mal überzogen – doch einen Wirklichkeitsbezug verraten, wie er sonst allenfalls – lang, lang ist’s her – Joe Strummer klischeefrei glückte. Der idiotische Begriff „Student Band“, den man in letzter Zeit für die vier parat hatte, sollte meinetwegen an UB40’s weinerliche Vergangenheitsbewältigung weitergereicht werden.

Noch immer vermeiden die Au Pairs bravourös überspielte Phrasen, noch immer sind sie in der Lage, spritzige, mitreißende Songs zu schreiben – ihr jüngster Disco-Mix „Inconvience“ ist dafür ein schlagender Beweis. Wenn sie auch anfangs unnötig Zeit bei einigen überlangen und höhepunktsarmen Stücken vergeuden. Der Act ist wirkungsvoll aufgebaut, die Au Pairs schrauben sich von Minute zu Minute höher hinauf. Lesley und Paul duellieren, kreisen sich gegenseitig ein. Paul hämmert wie nach Elekfroschock-Behandlung auf seinem Instrument herum, seine Kontrahentin patzt im Geschwindigkeitsrausch, wenn sie Mikrophon und Gitarre gleichzeitig traktiert – und die distinguierte Bassistin Jane schaut so teilnahmslos zu, daß man ihrer Präsenz kaum g ewah r wird. Ja, PLAYING WTTH A DIFFERENT SEX, mit Inbrunst, mit Feuer! Mittanzen undrratdenken – wir hatten zuguterletzt einen Heidenspaß dabei.