Das grosse David Cassidy Interview 1. Teil


England ist bekannt für seine regnerischen und nebligen Tage. Auch dieser Tag ist da keine Ausnahme. Es scheint sogar, als ob diesmal beide Klimaerscheinungen wie eine Art Grauschleier über dem Land hängen. Ein trostloser Regen tropft endlos aus den Wolken und ein dichter Nebel liegt wie eine Mauer in den Strassen. Ein vorbeieilender Fussgänger, der seinen Mantelkragen hoch um den Kopf geschlagen hat, erscheint wie ein flüchtiger Schatten und ist dann auch schon wieder im Nichts verschwunden. Ein ziemlich trüber Tag... Die Uhr in der Hotel-Reception zeigt genau auf 14 Minuten nach eins. Auch hier herrscht eine stimmungslose Atmosphäre, die ganz plötzlich umschlägt, als sich unser verabredeter Gesprächspartner meldet. Nervöses Gekicher, sprachlose Mädchen und eine Menge vor Aufregung blasser Gesichter, das ist die Szenerie, die überall in der Welt entsteht, wo 'er' sich blicken lässt. Nachdem ein paar Autogramme geschrieben sind, kehrt wieder ein wenig Ruhe ein. Nun ist es genau halb zwei und das grosse DAVID CASSIDY-Interview kann beginnen.

WAS HAST DU VOR, WENN DU WIEDER IN AMERIKA BIST?

Dort ist längst ein hoffnungslos überladenes Programm für mich vorbereitet. Zunächst muss ich jede Menge Konzerte überall in den USA geben und danach, oder besser gesagt zwischendurch, werden neue Aufnahmen für die ‚Partridge Familie‘ gemacht. Ich möchte gerne auch noch ein bisschen an meinem Haus arbeiten, aber dafür wird die Zeit sicher nicht mehr reichen, befürchte ich. WIE SIEHT DEIN HAUS EIGENTLICH AUS?

Es ist eine Ranch im Spanischen Stil mit drei Hektar Land rundherum. Früher musste ich öfter umziehen, weil ein paar Fans nachts bei mir an der Tür klingelten. Jetzt ist mein Haus so angelegt, dass man es von aussen nicht mehr sehen kann.

WOHNST DU ALLEINE IN DEM HAUS?

Nein. Ich glaube, im Moment wohnen dort fünf Leute. Zunächst hab‘ ich eine Haushälterin, sie ist 25 und nicht verheiratet (als er das sagt, zwinkert er schelmisch mit den Augen). Neben einem Koch wohnt bei uns noch meine richtige Mutter und im Gästehaus hat sich mein bester Freund eingerichtet. Er heisst Sam und er hat dort auch sein Büro eingerichtet. Wir haben, glaube ich, sechs Telefone, die garnicht selten alle zur gleichen Zeit klingeln. Es entsteht dann immer so eine Geschäftigkeit, dass man beinahe glaubt, auf dem Hauptbahnhof zu sein. In den vergangenen Monaten hab‘ ich meine Telefonnummer ungefähr siebenmal ändern müssen. Ich erinnere mich an ein ziemlich grosses Chaos im letzten Sommer, während der grossen Ferien. Unheimlich viele Teens hatten offensichtlich nichts anderes zu tun, als dauernd bei mir anzurufen. WIE HABEN SIE DENN DEINE NUMMER BEKOMMEN?

Ich vermute, dass irgendjemand beim Telefondienst nicht ganz dicht gehalten hat. Eigentlich weiss ich das ziemlich sicher, denn dort sitzen die einzigen Leute, die meine — geheime — Telefonnummer kennen. Sonst hat keiner meine Nummer, selbst meine engsten Freunde nicht. Sag doch, wie soll es sonst möglich sein, dass Mädchen aus allen Ecken des Landes bei mir anrufen. GELDMANGEL IST SICHER NICHT EINS DEINER GRÖSSTEN PROBLEME: HAST DU FRÜHER SCHON EINMAL ZUWENIG GELD GEHABT?

Ja, natürlich. Noch vor vier Jahren. Da hab‘ ich in der Textilbranche gearbeitet und ungefähr 50 Dollar pro Woche verdient. Davon behielt ich jeweils immer nur etwa 38. Wie Du ja weisst, wollte ich zu der Zeit unbedingt Schauspieler werden. Um mein Studium bezahlen zu können, hab‘ ich halbtags gearbeitet. Das waren schon schlechte Zeiten, und manchmal war auch kein Geld da, um ein Abendessen bezahlen zu können.

WAS MACHST DU MIT DEM GELD, DAS DU JETZT VERDIENST?

Nun, ich habe auf Hawaii ungefähr 100 Hektar Land gekauft und ich hab‘ vor, mir noch mehr dazuzukaufen. Ausserdem habe ich mir einige Anteile vom Staat Kalifornien zugelegt.

WAS HAST DU MIT DEM LAND AUF HAWAII VOR?

Wahrscheinlich werde ich dort wohnen. Es soll dort ja sehr schön sein, sagt man, deshalb werde ich mir wohl eine Farm bauen lassen. Ich bin ganz einfach verrückt auf Tiere. Bisher hab‘ ich immer Hunde um mich herum gehabt.

Manchmal hatten wir soviele davon, dass es so aussah, als wollten wir sie züchten. Im Augenblick besitze ich einen irischen Setter, der ein halbes Jahr alt ist. Sein Name ist ‚Bullseye‘ (Bullenauge) und er wird zur Zeit abgerichtet. Mein anderer Hund heisst ‚She‘ (Sie) und das ist ein dreijähriger Schäferhund. Wenn ich dort einmal wohne, will ich mir auch noch Pferde, eventuell sogar Schafe und Kühe anschaffen. Ein paar Freunde von mir haben in Los Angeles in ihrem Garten zwei Schafe und eine Kuh. Sowas finde ich irre! Aber bis jetzt sind das alles noch Pläne. Es gibt noch ein paar dringendere Sachen, z.B. brauchen wir zwei Katzen, um die Ratten vom Haus fernzuhalten, denn die Hügel rundherum sitzen voll davon. Nachts kommen sie aus ihren Löchern und versuchen, ins Haus einzudringen.

IST ES DIR NICHT LÄSTIG, DASS DU DICH IM ERWACHSENEN ALTER VON 23 JAHREN MIT DEN DICH BEWUNDERNDEN TEENAGERN ABGEBEN MUSST?

Nein, überhaupt nicht. Ich mag meine Fans sehr. Manchmal fühle ich mich garnicht wohl bei dem Gedanken, dass sie Hunderte von Kilometern per Anhalter fahren, nur um mich für ein paar Augenblicke sehen zu können. Manchmal stehen sie sogar eine ganze Nacht und einen halben Tag lang Schlange, nur, um auch wirklich eine Eintrittskarte zu bekommen. An sie denke ich sehr oft, wirklich.

WAS, GLAUBST DU, MACHT DICH SO ANZIEHEND FÜR DIE MÄDCHEN?

Ich hab‘ keine Ahnung. Es ist wohl egoistisch, wenn ich etwas über mich selbst erzähle. Ich kann nur sagen, es war wahrscheinlich so, dass ich genau im richtigen Moment zur Stelle war. In einem bestimmten Moment wurde in der Musik ein toter Punkt erreicht und es wuchs das Verlangen nach einer neuen Sensation. Man kann auch einfach von Massenhysterie sprechen. Anfangs machte mich das alles ziemlich verlegen, aber so wie mit allen Dingen im Leben hab‘ ich mich auch daran gewöhnt.

Soweit der erste Teil des grossen Cassidy-Interviews. Teil 2 findet ihr in der folgenden Ausgabe!