„Das Muss Spaß Machen


In Skandinavien wird Pop nicht nur subventioniert, er wird offensichtlich auch verstanden.

Ein maßgeblicher Grund, weshalb Skandinavien in Sachen Populärmusik weit voraus marschiert, ist die hohe gesellschaftliche Akzeptanz von Musik als Broterwerb. Eltern treiben ihren Kindern derlei Pläne nicht frühzeitig aus, sondern unterstützen sie oftmals. Das liegt nicht (nur) daran, daß Dänen, Schweden und Norweger drei irre musikalische Völker mit ausgeprägtem Sinn für Romantik sind, sondern auch darin begründet, daß sogar die Regierungen für eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz von Populärmusik werben – und zwar auf wesentlich effektivere Art als hierzulande, wo im Alibi-Aktionismus Radioquoten verhandelt werden.

Es gibt eigens eingerichtete Rockbüros, die Bands finanziell und organisatorisch unter die Arme greifen. Subventionierte Proberäume sind keine Seltenheit. Carpark-North-Sänger Lau Hßjen, dessen Band bereits mit dem ersten Album in Dänemark Platinstatus erreichte, bringt es auf den Punkt: „In so gut wie jeder Kleinstadt gibt es die Möglichkeit, für relativ wenig Geld gute Proberäume zu bekommen. Je mehr man probt, desto billiger wird es. So bekommen die Jugendlichen den Weg zu einem produktiven Hobby geebnet, anstatt die ganze Zeit herumzuhängen. In meiner Schule gab es kaum jemanden, der nicht in irgendeiner Band spielte.“

Auch der weitere Weg ins helle Rampenlicht wird durch gute Geister der Kulturabteilungen von Steinen befreit. „Wer keine Angst vor ein wenig Bürokratie hat“, so weiß der norwegische Singer/Songwriter Thomas Hansen alias St. Thomas, „kann für Tourneen relativ einfach Fördergelder beantragen. Man füllt ein paar Formulare aus, und schon ist selbst eine Tour ins nähere Ausland bezahlbar.“ Das entlastet die Labels, die so wiederum mehr Bands eine Plattform bieten können. Tiger Lou bestätigt: „In Schweden ist das ziemlich ähnlich. Das Land ist stolz auf Musik als angesehenen Exportartikel und finanziert viele Tourneen mit.“

Deshalb wird nicht nur im eigenen Land frohlockt und gesungen, sondern auch früh über den Tellerrand hinausgeschaut. Internationale Presse wird zu Festivals eingeladen, der Kontakt zu ausländischen Agenturen und Veranstaltungsorten hergestellt und gepflegt, auf regen Austausch geachtet. Wenn die Welt schon nicht von allein zusammenrückt, muß man sie eben anschubsen und einfach mal zum Bier einladen.

Kristian Riis. der nicht nur Gitarrist bei Nephew, sondern auch Chef von MXD („Music Export Denmark“) ist, kennt fast jeden deutschen Veranstalter beim Vornamen und sich in Hamburg und Berlin beinahe ebenso gut aus wie in Aarhus. wo jährlich das lauschige Spot-Festival als Plattform für aufstrebende Bands stattfindet. Hierzu wird übrigens jedes Jahr ein neues europäisches „Partnerland“ gewählt, aus dem Bands als musikalische Delegation zur Völkerverständigung eingeladen werden.

„Networking“ heißt das Zauberwort neben aller finanzieller und ideologischer Unterstützung. Und wie das am besten funktioniert, zeigt das Organisatorenteam des norwegischen 0ya-Festivals um Claes Olsen: „Es braucht keine großen Ansprachen. Man ißt gemeinsam, trinkt das eine oder andere Bier und unterhält sich nett. Das hier ist Musik und kein seelenloses Produkt. Das muß Spaß machen.“