Death Cab For Cutie


Hymnischer Pop, in den Hamburger Docks vorgetragen, als gäbe es kein Morgen. So hätte es sein können und müssen. War es aber nicht.

Was ist bloß in den ansonsten so stilsicheren Chris Walla gefahren? Der Gitarrist und Produzent von u. a. Tegan & Sara und Nada Surf sieht mit Holzfällerhemd und Baseballcap aus, als wolle er sich um eine Stelle bei Limp Bizkit bewerben. Und noch etwas irritiert: Sowohl Walla als auch Bassist Nick Harmer stehen zwar nachweislich auf der Bühne, werden von Sänger Ben Gibbard jedoch über zwei Stunden so gut wie ausgeblendet. Nur Drummer Jason McGerr bekommt ab und zu die Aufmerksamkeit des zwischen Gitarre und Keyboard Pendelnden. Die meiste Zeit aber hat man das Gefühl, hier einer Band zuzusehen, die … ja, was denn eigentlich? Die Menschen mit großen Popsongs wie „Doors Unlocked And Open“ und „I Will Follow You Into The Dark“ glücklich macht? Sie zum Tanzen bewegt? Oder dazu, im Kollektiv kathartische Momente zu erleben? Denn darum ging es doch eigentlich immer bei Konzerten von Death Cab. Gibbard aber ist heute in eine Art mechanischen Wiegeschritt vor dem Mikro verfallen und singt die großen Songs mit der gleichen Leidenschaft, mit der ein Swimming-Pool-Reiniger die Becken anderer Leute sauber macht.

Da kann seine Stimme noch so supersoftsanft klingen, es bleibt das ungute Gefühl, einer Band beizuwohnen, die alles dem Autopiloten überlässt. Ab und zu spuckt Gibbard auf den Bühnenboden. Womöglich soll das auch noch Rock’n’Roll sein. Selbst in der ersten Reihe bewegen sich bis zur Zugabe aber kaum mehr als ein paar Köpfe, ernsthaft gerockt fühlt sich hier niemand. Die Situation will gerettet werden: Was passiert denn, wenn man mal die Augen schließt? Wenn man versucht, einfach nur die Songs auf sich wirken zu lassen? Kann klappen, wenn die Vortragenden konzentriert bis in die Haarspitzen sind wie The XX oder musikalisch wie menschlich durch einen unsichtbaren Zauberkreis verbunden sind wie die Fleet Foxes. Bei Death Cab ist das an diesem Abend alles nicht der Fall. Ein solches Konzert wirft Fragen auf. Vor allem diese: Was soll das? Und: Weiß Walla etwa schon im Vorfeld, dass der Auftritt öde wird, sodass er sich gar nicht mehr in Schale werfen muss?