Die Ehe von Tina und Ike Turner: Erfolge, Gewalt und späte Vergebung


Für Tina Turner war ihre Ehe mit Ike Turner ein Martyrium. Auch viele Jahre später litt die Musikerin noch an den Folgen der Misshandlungen ihres Ex-Manns, mit dem sie in den 1960er-und 1970er-Jahren große Erfolge gefeiert hatte.

Die Ehe von Tina und Ike Turner war eine Geschichte von großen Erfolgen, tiefen Abgründen und brutalen Misshandlungen. Am Ende konnte die Sängerin ihrem gewalttätigen Ex-Mann vergeben.

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Ike Turner und Anna Mae Bullock, wie Tina Turner eigentlich hieß, lernten sich im Jahr 1956 kennen. Der Musiker und Produzent engagierte sie für seine Band Kings of Rhythm, wo sie zunächst als Backgroundsängerin fungierte. Die Geschichte beginnt turbulent: „Little Ann“ (den Namen gab ihr Ike) begann eine Affäre mit dem Saxofonisten der Band, Raymond Hill. Sie wurde von ihm schwanger, 1958 kam der gemeinsame Sohn Raymond Craig Turner zur Welt. Bullock blieb allerdings nicht bei Hill — sondern begann eine Beziehung mit Turner. Zum ersten Mal stand sie 1960 beim Song „A Fool In Love“ im Mittelpunkt. Ike hatten diesen Song eigentlich mit einem Sänger aufnehmen wollte, der dann nicht in Studio erschien. Sie übernahm, gemeinsam mit Ike, die Lead Vocals. Der Song wurde zum Erfolg und das Duo Ike & Tina Turner war geboren (auch ihr Künstlername geht auf sein Konto). Im selben Jahr wurde der gemeinsame Sohn Ronnie geboren. 1962 folgt die Hochzeit im mexikanischen Tijuana.

Gebrochene Knochen, physische Qualen

Die Zusammenarbeit von Tina und Ike Turner war geprägt von Hits, erfolgreichen Alben und ausgedehnten Tourneen. Ihre Ehe entwickelte sich jedoch immer mehr zur zum Martyrium für Tina. Ike war tyrannisch, trank zunehmend exzessiv, nahm Kokain — und misshandelte sie schwer. „Geplatzte Lippen, blaue Augen, verrenkte Gelenke, gebrochene Knochen und psychische Qualen wurden zu einem Teil des Alltags“, schrieb sie in ihrem Buch „Happiness Becomes You“ im Jahr 2020. Der gemeinsame Sex sei für sie ein „Ausdruck von Hass, eine Art Vergewaltigung“ gewesen, zitierte sie der „Kurier“. In ihrer Autobiografie „I, Tina“ heißt es: „Die Beziehung mit Ike hat mich am unglücklichsten gemacht. Zu Beginn war ich wirklich in ihn verliebt. Er hatte viel für mich gemacht. Aber er war absolut unberechenbar. Erst spät in seinem Leben wurde eine bipolare Störung diagnostiziert.“ Tinas Leiden ging so weit, dass sie 1968 einen Suizidversuch unternahm.

Ike Turner zeigte sich hingegen wenig reuevoll. 1985 erklärte er dem Magazin SPIN: „Ich bereue nichts von dem, was ich je getan habe, absolut nichts, Mann, denn all das war nötig, um mich zu dem zu machen, was ich heute bin – und ich liebe mich heute, das tue ich wirklich. Ja, ich habe sie geschlagen, aber nicht mehr, als der durchschnittliche Mann seine Frau schlägt. Die Wahrheit ist, dass unser Leben nicht anders war als das des Mannes von nebenan. Man hat es übertrieben. Die Leute kaufen schlechte Nachrichten, schmutzige Nachrichten. Wenn sie sagt, ich hätte sie missbraucht, dann habe ich das vielleicht auch getan.“

Scheidung und spätes Vergeben

1976 reichte Tina Turner die Scheidung ein, zwei Jahre später wurde diese rechtskräftig. Für die Musikerin war die Scheidung eine finanzielle Katastrophe: Sie wurde von Konzertveranstaltern für versäumte Konzerte der beiden verklagt (und übernahm die Verantwortung dafür) und hatte bestehende Steuerschulden zu begleichen. Die Rechte für ihre eigenen Songs behielt sie indes.

Ike Turner starb 2007. „Als ein alter Mensch“, sagte die 78-Jährige der „Times“ in einem Interview, „habe ich ihm vergeben, aber mit ihm hätte ich nichts mehr gemacht.“ Ihr Ex-Mann habe sie am Ende seines Lebens zwar noch einmal gefragt, ob die beiden auf Tournee gehen wollen, dies lehnte sie aber ab: „Nein, auf keinen Fall. Ike war niemand, dem man vergibt und dann zurückholt. Ich habe diese ganze Zeit hinter mir gelassen“, so die Musikerin.