Die ganz große Bühne. Und die ganz kleine.


Genau ein Jahr zuvor, bei „Live8“, hatte Roger Daltrey sie das erste Mal gesehen und war so begeistert, dass er Razorlight vom Fleck weg einlud, gemeinsam mit The Who am 2. Juli 2006 im Londoner Hyde Park aufzutreten. Vielleicht hat die spontane Einladung (und die ebenso spontane Zusage der Band) dazu beigetragen, dass das neue Album razorlight mehr als ein kleines bisschen nach Stadion klingt. Johnny Borrell (1. u. o.), Björn Agren, Carl Dalemo und Andy Burrows nutzten ihre Chance: 40.000 Zuschauer waren bei glühendem Sommerwetter so hingerissen von dem Auftritt, dass das Album sofort bei Erscheinen an die Spitze der britischen Charts schoss. Ein Kontrastprogramm zum Bad in der Riesenmenge erlebte die Band direkt danach: Zum Erscheinen der Single „In The Morning“ spielten sie am selben Abend um Mitternacht einen intimen Akustik-Gig in einem Londoner Plattenladen.

ZAHLEN, BITTE!

50.000 Euro Gage soll Nena zurückzahlen, weil sie bei einem Auftritt auf einer Mitarbeiterfeier einer großen deutschen Versicherung den Konzern beleidigt haben soll. Weitere 90.000 Euro fordert eine Düsseldorfer Firma namens „Design For Business“ von der NdW-Veteranin: Die wollte gemeinsam mit Nena ein Nena-Parfüm entwickeln, blieb dann aber auf den „Entwicklungskosten“ sitzen, weil die Sängerin die Lust am Düftemischen verlor und absprang.

Auflösungserscheinungen in der „Klasse von 2004 : Während der Arbeit an ihrem zweiten Album haben Kasabian ihren Gitarristen und Keyboarder Chris Karloff aufgrund „kreativer und künstlerischer Differenzen „gefeuert. Ersatz ist vorläufig Jay Mehler. Auch The Concretes sind nicht mehr vollzählig: Sängerin Victoria Bergsman ist ausgestiegen, um eine Solokarriere zu starten. Die Band macht ohne sie weiter.

Ohne einen Produzenten arbeiten Arcade Fire an ihrem zweiten Alburn. „Wir haben erkannt, dass wir schon wissen, wie die Sachen klingen sollen „, ließ Bandchef Win Butler wissen. „Deshalb ist es besser, einfach hinter diesem Sound herzujagen, so weit wir können, anstatt jemand anderen das gute Schiff Arcade Fire fuhren zu lassen.“ßis das Album erscheint, sind wohl noch viele Ozeane zu durchqueren.

Auf große Soloreise gehen James Dean Bradfield und Nicky Wire, hauptberuflich Manie Street Preachers: Beide stellen ihre neuen Alben im Herbst in Japan vor – und zwar gemeinsam. Danach machen sich die Unzertrennlichen mit Drummer Sean Moore wieder an die Manics-Arbeit.

Eine ganz andere Art von Tournee unternahm im Juli Bruce Dickinson von Iron Maiden: Der ausgebildete Pilot flog mit einer Boeing 757 nach Zypern, um 200 aus dem Libanon geflüchtete Briten nach London zu evakuieren.

Nicht ganz gewöhnlich ist das Album, das die White Stripesam 16. Oktoberveröffentlichen: Aluminium ist der Soundtrack zu einer Ausstellung von Rob Jones, der Poster, CD-Cover, T-Shirts u. a. für die Band gestaltet hat, in Manchester. Die Platte enthält „avantgardistische Orchesterversionen von White-Stripes-Songs und ist auf 3.333 Stück limitiert.

Nicht ausgestellt, sondern gedruckt und gebunden werden die Tage-und Notizbücher von Peter Doherty. Der Baby shambles-Boss, der zur Zeit in Portugal an einem Soloalbum arbeitet, verkaufte die Rechte für 150.000 Pfund an einen britischen Verlag, in dem zu seiner großen Freude auch die Werke von H. G. Wells erscheinen. Neben „unglaublichem Unsinn“ enthalten die Bücher laut ihrem Autor auch „sehrprivate Gedanken“. Und das hübsche Doherty-Titelbild eines bekannten Musikmagazins (siehe Foto).

Einen neuen Job hat Countrysänger und Krimiautor Kinky Friedman im Auge: DerEx-BandleaderderTexas Jewboys möchte im November Gouverneur von Texas werden. Den demokratischen Kandidaten hat der Exzentriker bereits aus dem Feld geschlagen, nun sorgt sich auch der republikanische Amtsinhaber, der Ende Juli nur noch 14 Prozent vorne lag. Wahlslogan des Kandidaten, der vor allem gegen Konzerne, Korruption und Todesstrafe antritt: „Why the hell not?“

An seinem alten Job hat Robert Smith offenbar wieder große Freude: Nur zwei Jahre nach dem letzten wollen The Cure Ende 2006 ein neues Album veröffentlichen. 20 Songs sind bereits geschrieben, einen Titel gibt es aber noch nicht. Von Bruce Springsteen beeinflussen ließ sich Badly Drawn Boy zumindest beim Titelsong seiner neuen Platte BORN IN THE UK, die am 23. Oktober erscheinen soll. In welcher Form sich die Inspiration in diesem und weiteren Songs (bislang bekannte Titel: „Degrees Of Separation“, „Promises“, „Nothing’s Going To Change My Mind“ und „Times Of Times“) niederschlug, bleibt mit Spannung abzuwarten. four ON THE FLOOR heißt das neue, dritte Album von Juliette (Lewis) & The Licks, das am 29. September in den Läden stehen wird. An die Stelle des ausgestiegenen Schlagzeugers Jason Morris trat auf der Platte kein Geringerer als Dave Grohl. Immerhin einen neuen Track haben Audioslave fertiggestellt: „Casino Royale“ wird der Titelsong des gleichnamigen nächsten James-Bond-Streifens (Kinostart: 14. November). Sänger Chris Cornell ist damit der erste männliche Bond-Sänger seit 1987 (A-ha mit „The Living Daylights“). Zu einer Massenschlägerei kam es nach dem Konzert der Black Eyed Peas vor dem Reichstag in einer Berliner Disco: Weil sich die Band allzu sehr von Fotografen belagert fühlte, blendeten Bodyguards die Paparazzi zunächst mit Taschenlampen und wurden dann handgreiflich. Weil Sänger Will. I.am tatkräftig an der Auseinandersetzung teilnahm, wurde er wegen Körperverletzungangezeigt.

Ohne Anzeige, aber mit einem Satz heißer Ohren und blauer Augen kam Bobby Gillespie davon, als er nach einem Primal-Scream-Konzert in Madrid in der Hotelbar verprügelt wurde. Wer angefangen hat, wollte Gillespie nicht verraten.

Pech in Spanien hatte auch Rakes-Sänger Alan Donahue: Nachdem ersieh in Pamplonaaufder Straße nackt ausgezogen hatte, um gegen die alljährlich durch die Stadt tobende Stierhatz zu protestieren, wurde er von der örtlichen Polizei verhaftet und wieder angekleidet. „Es ist nicht notwendig, Tiere für menschliche Zwecke auszubeuten“, sagt Donahue. Das klingt wie eine Bewerbung fürs Morrissey-Vorprogramm …

Während seine Band mit der letzten Single „Country Girl“ den größten Hit ihrer Geschichte feiern durfte, ist Bobby Gillespie als Discjockey weniger gefragt: Als er kürzlich für 7.000 Pfund bei der Party einer TV-Firma im sommerlich brütenden London auflegte, tummelten sich von den hunderten eingeladenen Prominenten gerade mal fünf im Saal, der Rest lungerte draußen mm. „A bunch offuckingwankers!“, schimpfte der Verschmähte, der immerhin von Alt-Diseuse Lulu gelobt wurde: „Ich habe so heftig getanzt, dass ich mir fast die Absätze abgebrochen hätte 1 .“

Nicht sonderlich konzertlustig zeigte sich auch das Mailänder Publikum: Zum Auftritt von Bob Geldof in der Arena Civica (Fassungsvermögen: 12.000) erschienen nur 45 Neugierige. Der Mann, dereinige der größten Konzerte aller Zeiten organisiert hat, sagte die Tour ab, gab den Enttäuschten Autogramme und floh aus dem Land. Eine Zeitungsschlagzeile brachte die Sache anderntags auf den Punkt: „II Flop!“

Mehr Zuspruch erhalten die goer-Jahre-Jazz-Funk-Veteranen Incognito, derzeit auf Comeback-Tournee durch Europa und den Fernen Osten. Sauer sind sie trotzdem: In den USA tourt gleichzeitig eine Incognito-Coverband, die wesentlich größere Arenen füllt als das Original.

Zu drei Vierteln ausverkauft war ein Depecne-Mode-Konzert Ende Juli im Lissaboner Alvade-Stadion. Stattfinden konnte es trotzdem nicht, weil das im Vorverkaufeingenommene Geld auf unerklärliche Weise verschwand und die Veranstalter deshalb nicht in der Lage waren, den Gig zu veranstalten. Etwas paradox wirkt es, dass die Band Kartenkäufern mitteilen ließ, sie könnten sich ihr Geld bei den Vorverkaufsstellen zurückholen.

Abrupt und ohne Zugabe endete ein Gig von Gurts N‘ Roses in Newcastle, „dankzwei Trotteln, die nicht wissen, wie man sich beim einem Rockkonzert benimmt“

(Keyboarder Dizzy Reed).Grund für den Abbruch: Sänger Axl Rose war zweimal von Flaschen getroffen worden. Grund für den Unmut im Publikum: Rose ließ die Menge im kochend heißen Saal über eine Stunde lang warten, bis er endlich das geforderte gebratene Lamm bekommen und verzehrt hatte.

Ausgefallene Backstagewünsche hat auch Madonna: Die Brille ihrer Garderobentoilette muss stets nagelneu und noch in Plastik verpackt sein und nach Gebrauch durch die Künstlerin sofort vernichtet werden, um Ebay-Geschäfte zu verhindern.

Unzufriedene Fans von Beyonce Knowles fordern in einer Petition an ihre Plattenfirma, die R&B-Sängerin solle das Video zu ihrer Single „Deja Vu“ noch mal neu aufnehmen. „Der Schnitt macht einen schwindlig“, heißt es in der Protestnote. Zudem sei die Choreografie „fahrig und verwirrend“, Beyonces Kleidung „unglaubwürdig und lächerlich „und die angedeuteten Sexszenen „beunruhigend und inakzeptabel“.

Einen Trostpreis erhielt Englands neuer Superstar Lily Allen: Weil ihr Album alright, STILL wider Erwarten nicht für den mit 20.000 Pfund dotierten „Mercury Music Prize“ nominiert wurde, überreichte ihr ihr Label Regal einen Scheck in gleicher Höhe als Anerkennung für ihre bisherigen Erfolge. Lily selbst nahm die Sache sowieso nicht schwer: „Es ist nett, wenn man nominiert wird, aber die ganzen ehemaligen Gewinner … was ist aus denen eigentlich geworden?“

An einem „Hip-Hop-Album „arbeitet derzeit Beck mit dem Radiohead-Produzenten Nigel Godrich. Einen neuen Song namens „Cell Phone’s Dead“ kann man sich aufwww.beck.com schon mal anhören.

Acht Jahre Zeit ließ sich Sean Lennon mit seinem zweiten Album friendly fire, das diesen Herbst erscheint. Die Gästeliste lässt einiges erwarten: Neben Mama Yoko Ono spielen Ryan Adams, Money Mark, Deltron 3030, Handsome Boy Modeling School, Vincent Gallo, Thurston Moore, John Zorn, The Boredoms und Ben Lee mit.

Wer echtes On-the-Road-Feeling spüren möchte, könnte diesen Herbst Gelegenheit dazu bekommen: Die australischen Retrorocker Jet suchen für ihre Deutschlandtournee ab Mitte Oktober einen Roadie. Bewerbungsformular unter: www.jackdaniels.de Falsch war es, dass einer unserer DVD-Rezensenten im Augustheft die nordenglischen Kaiser Chiefs als „Schotten“ bezeichnet hat. Und vertauscht waren die Namen unter dem Foto von Jakobus und Jimi Siebeis.

Die Toten der letzten Wochen: SydBarrett (s. S.24), Markus „Zimbl“ Zimmer (41, Ex-Bates-Sänger; Kreislaufkollaps), Duane Roland (54, Molly Hatchet), Charles Smith (57, Kool &The Gang), Arif Mardin (74, Produzent/Arrangeur für Atlantic Records, gewann zwölf Grammys), Milan Williams (56, Commodores), Johnny Jenkins (67, Pinetoppers-Gitarrist, spielte mit Duane Allman, Jimi Hendrix, Otis Redding u. a.), Robbie „Rocket“ Watts (47, Cosmic-Psychos-Gitarrist), Willie Denson (69, Songwriteru. a. für Aretha Franklin, Gene Pitney, The Ronettes), Joe Weaver (71, Motown-Hauspianist, spielte mit Stevie Wonder, Miracles, FourTops, John Lee Hooker, Marvin Gayeu. v. a.), AI Hodge (55, Gitarrist und Songwriter für Suzi Quatro, Leo Sayer, Clifford T. Ward u. a.) — FLURFUNK Was ist nur in dieser Redaktion los?

Fred Durst dahingerafft!

Mysteriöses am Dienstagmorgen. Kollege Koch istunamüsiert: Wer hat gestern abends, nachdem er wegwar, noch an seinem Platz gesessen, den optimal justierten Schreibtischstuht komplett verstellt und den ganzen Boden mit Laugengebäck vollgebröselt? War es dieselbe Person, die im Flur die zwei gläsernen Bildträger mit vergrößerten Abzügen repräsentativer ME-Titelblätter aus alter Zeit von der Wand gerempelt hat? Nicht dass jemand speziell dem einen der Cover großartig nachweinte, von dem seit Jahr und Tag ausgerechnet Fred Durst ja, ja) den vom Treppenhaus in das Stockwerk Tretenden glubschend anblickte; allein: sein Rahmen ist heil geblieben – zerbrochen ist dervon Thom Yorke direkt daneben. Aber wer war’s denn jetzt? Nun? Irgendwann ist klar.- Die Wilde Jagd muss in der Nacht gekommen sein, um die Bilder hinfortzufegen; ruhte sich dann auf Kochs Stuhl aus, aß eine Brez’n – und ging. Freilich muss sie sich vertan haben Inun: die Hitze]; am Nachmittag endlich greift Kollege Lindemann beherzt zu und bringt ihr Werk zu Ende: Verpflanzt Yorke in den intakten Bildträger und schiebt den eingerollten Durst aufs Altenteil. Das Betreten des ME-Flurs hat an Qualität gewonnen, findet: der Flurfunker