Unsere (Geheim-)Tipps

Female-Rap: Die 10 besten (unbekannten) Platten weiblicher HipHop-Künstlerinnen


Wenn man versteckte HipHop-Juwelen entdecken will, dann sollte man endlich einen Blick auf seine weiblichen Künstlerinnen werfen. Denn in nahezu keinem anderen Fach sind Frauen so unterrepräsentiert. Hier findet Ihr die zehn besten Platten weiblicher HipHop-Künstlerinnen.

Selbstverständlich ist „Female Rap“ kein Genre. Aber: Wenn man versteckte HipHop-Juwelen entdecken will, dann sollte man endlich einen Blick auf seine weiblichen Künstlerinnen werfen. Denn in nahezu keinem anderen Fach sind Frauen so unterrepräsentiert, in Bestenlisten muss man sie mit der Lupe suchen. Dabei gibt es viele sehr gute, auch sehr gute frühe HipHop-Platten von Rapperinnen. Annett Scheffel hat zehn davon für uns ausgesucht.

MC Lyte LYTE AS A ROCK (1988)

Damals schrieb MC Lyte Popgeschichte. Auch wenn andere schon mit Singles und EPs Pionierarbeit geleistet hatten (siehe Roxanne Shanté): LYTE AS A ROCK war die erste Solo- LP einer Rapperin – die Blaupause für alle Latifahs, Missys und Nickis nach ihr. Als eine der wenigen Frauen im Boys Club dieser Zeit war MC Lyte herrlich unbeirrt. Keine Quoten-Rapperin, sondern eine proud heavy lady und nicht nur als Sprachakrobatin besser als die allermeisten: cooler als Big Daddy Kane, geistreicher als Boogie Down Productions, tougher als Salt-N-Pepa, aber genauso frech. Viele ihrer Breakbeat-Tracks haben einen feministischen Unterton, ruhen sich darauf aber nie aus.

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Roxanne Shanté BAD SISTER (1989)

In einer Zeit, als Rap noch Wortkampf war, war Roxanne die erste Queen of Rap: die Stimme eher hoch und schrill, aber von roher Energie, die Texte clever, sexy, unverfroren und rhythmisch so auf den Punkt, dass sie auch über den schweren, rauschenden Bass-Beats der Ära immer scharfkantig klingen. Ihre erste LP erschien fünf Jahre nachdem sie als 14-jähriges Zahnspangen-Kid aus einer Sozial bausiedlung in Queens zur Lokalheldin wurde (die Single „Roxanne’s Revenge“ verkaufte sich allein in New York eine viertel Million Mal und beeinflusste den jungen Nas) und hat alles, was eine gute Rap-Platte braucht: solide Dance-Tracks („Go On Girl“), conscious Ratschläge zur Emanzipation („Independent Woman“), selbstbewussten Sex-Talk („Fatal Attraction“) und lautes Revierverhalten („Bad Sister“) – alles mit viel Humor und Flow.

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Da Brat FUNKDAFIED (1994)

Zugegeben: kein echter Geheimtipp, vielmehr ein G-Funk-Klassiker und ein Hit- Album als Insel inmitten des Testosteron-Ozeans seiner Zeit (Nas! Snoop Dogg! Biggie!). Das erste Platin-Album einer Solo-Rapperin. Sehr gut gealtert und trotzdem taucht es nie in Bestenlisten auf. Dabei bietet FUNKDAFIED eine geniale Mischung: eine selbstbewusste Rapperin aus dem Mittleren Westen, ein bisschen Gangsta, ein bisschen Szene- Darling, mit markanter Catchphrase („Brat-tat-tat-tat“), für die der Südstaaten-Produzent Jermaine Dupri einen supersmoothen Califonian-Swagger- Sound entwarf. Die mit buttrig weichen Funk-Grooves und Isley-Brother-Samples ausgepolsterten Party-Jams machen bis heute Spaß.

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Bahamadia KOLLAGE (1996)

HipHop in der Transformation: 2Pac ist tot, Biggie bleiben nur noch ein paar Monate, Boom bap als noch bestimmender Stil wird von neuen Sounds aufgemischt. Eine der verkanntesten Platten dieser Zeit ist das Debüt von Bahamadia. Die Rapperin aus Philadelphia trifft (mit Produktionshilfe von Guru und DJ Premier, aka Gang Starr) schon genau den warmen, an Neo-Soul und Jazz geschulten HipHop, den The Roots in den nächsten Jahren verfeinern werden und der mit „Uknowhowwedu“ hier einen frühen Hit hat. Bahamadia rappt nicht aggressiv über Sex, Drogen und Money, sie ist cool, auf diese Oldschool-Art, mit ruhigem Selbstvertrauen und trockenem Humor.

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Nicki Minaj BEAM ME UP SCOTTY (2009)

Auf dem dritten und letzten Mixtape aus ihrer Frühphase bringt Nicki all ihre Talente in Stellung: die Looks, der Größenwahn, die grelle Vehemenz, die expliziten Lyrics, die Exzentrik. Vor allem aber ihre phänomenalen Rap-Skills: diese Geschwindigkeit, diese Präzision, dieser Witz, die messerscharfen Wortspiele, die legendären Zwischentöne – BABOOM! PAHP! YUH! Ende der 2000er ist sie das größte Versprechen des Rap überhaupt – glänzend, großspurig und trotzdem wunderbar schräg. Neben ihrem Weirdo-Alter-Ego mit extraterrestrischen und pansexuellen Neigungen verblasst selbst Lil Wayne als Feature-Gast. Eines der besten HipHop-Mixtapes der Nullerjahre!

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Kamaiyah A GOOD NIGHT IN THE GHETTO (2016)

Eine unbedingte Empfehlung ist dieses Debüt-Mixtape der damals 21-jährigen Rapperin aus Kalifornien, besonders weil es einen heiklen Balanceakt meistert: Kamaiyah beschwört den 90er-Swagger von TLC und ist zugleich ganz im Jetzt ihrer eigenen Coming-of-Age-Geschichte. Mehr als um präzise Wortspiele geht es um ein Gefühl und sie konserviert es auf eine frische, ehrliche, ansteckende Weise: das Jungsein, das ziellose Cruisen, die durchsoffenen Nächte und die Träume vom Ruhm außerhalb des Ghettos.

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Feminismus im Deutschrap: Ein Portrait der spannendsten Künstlerinnen der Szene

Dua Saleh NUR (2019)

Dua Saleh macht HipHop für die neue Dekade. Die sudanesisch- amerikanische Rapperin identifiziert sich als Gender-Non-Binary und präsentiert auf ihrer Debüt-EP einen dermaßen visionären, fluiden, eindringlichen Sound zwischen Minimal Afro-Beats und Future R’n’B, dass es einem heiß und kalt ins Mark fährt. Das Beste ist ihre elastische Stimme, die von einem eleganten Schnurren in ein dunkles Knurren übergehen kann. „Nur“ bedeutet auf Arabisch übrigens „Licht“. Wir sehen es. Als Gruß aus der Zukunft.

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Rah Digga DIRTY HARRIET (2000)

„First and only female unmatched by anyone“, rappt Rah Digga am Ende von „Imperial“. Und es stimmt: Im Jahr 2000, als Foxy Brown und Lil’ Kim HipHop mit G-Strings und Sexy-Talk prägten und Missy Elliott im Labor neue Beats köchelte, war Digga eine Rap-Rapperin – unangefochten in Skills und Flow und Intensität. Deshalb gibt es auf ihrem Debüt auch nur die Reinform: scharfsinnigen, technisch beeindruckenden Rap. Digga kann Gangster, Digga kann Club-Banger, Digga kann politisch und nimmt es leicht mit Feature-Gast Busta Rhymes auf.

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Rapsody THE IDEA OF BEAUTIFUL (2012)

Bereits auf ihrer ersten LP zeigt sich Rapsody als komplexe Dichterin und Denkerin: conscious mit Blick auf soziale Probleme und die Realität der schwarzen Jugend („We all know somebody that remind us like Trayvon“), aufrichtig im Ton, fantasievoll in den Sprachbildern, in Sachen Storytelling und emotionaler Verdichtung locker auf dem Niveau von Kendrick Lamar (der sie später für TO PIMP A BUTTERFLY ins Studio holt).Dazu kommt eine fantastische Produktion (von Jamla-Gründer The 9th Wonder), die inmitten von Boom-bap-Beats, Soul-Bläsern und fließenden Synthie-Melodien einen warmen Sog erzeugt.

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Fantasma Goria FANTASMA GORIA (2917)

Interessante Alben von Deutsch-Rapperinnen gab es einige in den letzten Jahren (Ebow, Haiyti, Eunique etc.). Zu wenig beachtet ist aber diese wunderbar schräge und vielseitige Platte, die für Deutsch-Rap-Verhältnisse ziemlich extravagante und arty Töne anschlägt. Die Hamburgerin beherrscht den atemlosen ADHS-Rapstil, den man von Nicki Minaj kennt („Klartext“), hierzulande und in Zeiten des Trap aber selten hört. Kein perfekt durchkomponiertes Album, aber spielerisch, poppig und voller Ideen.

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Mit 365XX geht jetzt ein All-Female-Label für Rapmusik an den Start

Dieser Artikel erschien erstmals im ME 05/20: