Fury In The Slaughterhouse


Das deutsche Nord-Süd-Gefälle macht den Hannoveranern im Aufwind immer noch zu schaffen. Während in der Heimat eingeschworene Fans um rare Eintrittskarten geduldig Schlange stehen, läßt sich das Publikum im Süden immer noch bitten. Norddeutsche Anhanger im Exil wundern sich in der halbgefüllten Halle: „Warum sind denn hier so wenig Leute?“

Gute Frage, bewiesen Fury In The Slaughterhouse doch in zwei konzentrierten Konzertstunden einmal mehr, daß mit ihnen in Zukunft massiv zu rechnen ist. Unkompliziert und natürlich, aber ganz und gar nicht unprofessionell schöpfen sie aus dem Fundus ihres ebenso abwechslungsreichen wie unterhaltsamen Songmaterials. Vom Weltuntergang bis zur Frühstücks-Melodie haben die Sechs alles auf Lager, und nichts davon wirkt stilistisch konfus oder gar zusammenkopiert. Die Band ist hervorragend eingespielt, der kompakte Sound – ungetrübt von solistischen Egomanien und farbenfroh durch den gelegentlichen Einsatz von Akkordeon und Western-Gitarren – bietet Sänger W69 die ideale Stütze, seine bisweilen an Talk Talk erinnernde sehnsüchtig-schweigende Ausnahme-Stimme voll auszukosten.

Egal, was passiert, auf eines können sich die Hannoveraner „Pferdeschlächter“ immer verlassen: auf die überragende Qualität ihrer Stücke. Fury In The Slaughterhouse schreiben Songs, die über die gesamte Distanz ohne den Hauch eines Durchhängers tragen. Songs mit Charakter, die alle, ob Ballade oder Gitarrenfetzer. immer ins Herz treffen. Dieses stabile Gerüst trägt auf den beiden bislang erschienenen Fun-Alben genauso wie auf der Bühne. Selbst wenn dort hin und wieder ein Griff danebengeht, den Rest der vielen eifrig bemühten Nachwuchs-Bands aus Deutschland spielen sie mühelos an die Wand. Und trotzdem wirken sie auf der Bühne immer noch wie ein Haufen unkomplizierter Jungs vom Barhocker nebenan.

Die Menge weiß es jedenfalls zu schätzen, wenn Gitarrist Thorsten eine Sanges-Einlage mit den Worten: „Ich bin Thorsten, und ich sing euch jetzt ein Lied“ ankündigt, oder wenn sich Keyboarder Gero die Freiheit nimmt, kurzerhand im Publikum unterzutauchen. Fury In the Slaughterhouse können es sich erlauben, nicht nur dem musikalischen Spieltrieb zu frönen: ihre fraglosen Qualitäten sind live genauso überzeugend wie auf Vinyl. Zwei Stunden Spaß ohne Tiefschläge – mit spätpubertären Perlen von Sailor bis Status Quo als ausgelassene Zugaben war die Party an diesem Abend perfekt.