HipHop-Recap: Mit Badmómzjay, Loredana und LIZ


Badmómzjay resümiert ihre Skills, LIZ spricht über Schattenseiten und Loredana ist verliebt.

Die Rap-Szene zeigt sich in dieser Woche dankbar. Und diesmal weniger prallend als bodenständig. Auch wenn die Betonung auf „weniger“ liegt. Aber es ist auch in Ordnung, sich selber und den Erfolg zu zelebrieren. Solange es nicht repetitiv wird, muss man nicht immer zum Lachen in den Keller oder zum Angeben in die Tiefgarage mit den Sportwagen gehen. Wie eine gesunde Mischung aussehen kann, zeigt Badmómzjay in ihrer neuen Single „Blessed“. Loredanas „Segen“ ist dagegen ihr derzeitiger Freund und Fußballspieler Karim Adeyemi, dem sie mit „27“ ein Liebeslied widmet. LIZ serviert dagegen eine ganze Palette an Emotionen mit ihrem zweiten Album AMY WINEHOUZE.

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Badmómzjay – „Blessed“

Badmómzjay veröffentlichte im November 2023 ihre zweite Platte SURVIVAL MODE und kündigte nur wenige Wochen später ihr neues Mixtape DON’T TRUST BITCHES für den 8. März 2024 an. Mit „Blessings“ folgt nun ein Vorgeschmack auf das neue Werk, in dem sie hervorhebt, dass große Erfolge auch viel Arbeit mit sich bringen: „Ich war früher schon so drauf, ja, hustle ganzen Tag lang/Dieses Rap-Ding ist kein Spaß, Mann“. Doch die Mühe zahlt sich letztendlich aus, denn „keiner ist so clean auf den Tracks“ und damit hat die 21-Jährige recht. Auf einen bouncigen Beat von Rych und ihrem Stammproduzenten Jumpa verteilt Badmómzjay in dicht getakteten Raplines einige Seitenhiebe. Trotzdem versteht man jedes einzelne Statement: „Dein Rap läuft beim Autoscooter, keiner will den Text hör’n“. Dabei scheint die Rapperin nur beim Ansetzen zur Hook Luft zu holen und damit nicht nur mit materiellen Dingen „Blessed“ zu sein. Umso interessanter wird  es, wenn Badmómzjay diesen Track eines Tages live rappt – gerade, weil sie dafür bekannt ist, bei Auftritten auf kleine Playblack-Stützen zu verzichten. 

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Loredana – „27“

Nachdem Loredana bereits einen „Lovesong“ Ende Januar releaste, kommt nun eine zweite Hommage an ihren derzeitigen Partner in Crime. Dabei referiert sich die Zahl im Songtitel auf die Trikotnummer, die Karim Adeyemi für Borussia Dortmund trägt. Im Gegensatz zu „Lovesong“ ist „27“ allerdings weniger poppig als sanft. Fast schon balladig. Das Instrumental von Chekaa startet erst seicht mit Gitarrenzupfern, die den Takt vorgeben, bevor der Song ab der Mitte clubiger wird. Dem schmiegt sich die Stimme der Rapperin an, in dem sie anfänglich singt, bevor sie ihre Rap-Skills wieder auspackt. Sie spricht über die Sicherheit und Wertschätzung, die sie von Adeyemi bekommt: „Ich mal‘ das Leben in Farben/Und das nur, seitdem du da bist/Du heilst mich und meine Narben“.

Wer sich an Valentinstag eher verkrochen und kein Bock auf die rosaroten, meist materiellen Liebesbeweise hatte, nun ja, für den oder die wird der Song vielleicht nicht gerade zu einem passenden Zeitpunkt kommen. Doch mit „27“ zeigt Loredana eine neue musikalische Seite von sich und beweist, dass ihr weiche Balladen genauso gut stehen wie harter Straßenrap.

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LIZ – AMY WINEHOUZE

LIZ verschob den Release ihrer zweiten LP mehrere Male und ließ dadurch die Neugier auf ihr neues Werk immer größer werden. Nun ist die Platte mit insgesamt 15 Tracks draußen. Und obwohl sie nur 36 Minuten lang ist, gibt die gebürtige Frankfurterin darin einiges über ihr Leben, Heranwachsen und ihre Gedanken preis. Bereits soundtechnisch stellt AMY WINEHOUZE eine Achterbahnfahrt dar, die es allerdings genau abzuschätzen weiß, wann die nächste Kurve angebracht ist. Mit „Main Grau“, eine Ode an ihre Heimatstadt, fährt der Waggon mit einer seichten Melodie die Gleise hoch und schafft es so der Tiefgründigkeit der Hass-Liebe-Beziehung zwischen der Rapperin und der Stadt am Main einen Raum zur freien Entfaltung zu geben. Es hat den Anschein, einen kleinen Einblick in die Person und nicht die Künstlerin LIZ zu erhalten. An der Spitze des Hügels angekommen, schleudert einen der Clubsong „Billie Jean“ mit seinen schnellen Beats den Abhang hinunter. 

LIZ im Interview: Apfelwein, grüne Soße und Gewalt

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Während mit „Eins Zwei“ aggressiver Rap folgt, bietet „Gangster tanzen nicht“ eine elektronische Note, die sogar Gangster zum Tanzen animiert. Ab dann scheinen sich Straßenrap, romantische Flows mit tiefen Texten und raveähnliche Tracks immer wieder nacheinander abzulösen, bis LIZ mit dem wohl rührendsten Song „Hör Auf“ auf das Ende des Albums vorbereitet. Wie in einer letzten, unerwarteten, leichten Kurve, bevor man den letzten Höhepunkt der Achterbahnfahrt erreicht. In dem Lied spricht LIZ über das Heranwachsen in einem gewalttätigen Haushalt. Eine toxische Ehe der Eltern, die aufgrund der Angst, wie es nach außen wirken könnte, kein Ende findet. Unheimlich intime Einblicke, die die 25-Jährige in die Beziehung zu ihren Eltern und der Stärke ihrer Mutter gibt. Apropos starke Mutter: Natürlich gibt bei einer richtig guten Loopingbahn noch einmal einen fetten Fall ins Nichts, bevor man Richtung Ausgang tuckert und sich von den Sicherheitsgurten befreien kann. Dafür sorgt der Abschlusssong „Tochter meiner Mutter“, in dem LIZ auf einen Moshpit-Track raptechnisch noch einmal alles wegfetzt und erklärt, dass man sie so schnell nicht kleinkriegt.