„Ich weiß von nichts und sage alles“


Mit Slapstick gegen Kriegsgeschäfte. Regie: Pierre Richard.

Der Vater produziert Panzer, Kanonen, Raketen und andere Mordinstrumente. Der Sohn ist Sozialarbeiter, verabscheut Krieg und Gewalt und glaubt unerschütterlich an das Gute im Menschen. Der Vater lebt von der menschlichen Schwäche und dem Unfrieden in der Welt. Er wird dadurch immer reicher. Der Sohn kämpft gegen diese feindliche Umwelt, gegen Agressionen, und fällt dabei laufend auf die Fresse. Das ist.in wenigen Worten der Inhalt des Films „Ich weiß von nichts und sage alles“, der jetzt in unseren Kinos läuft.

Pierre Richard, bekannt als „der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“, spielt die Rolle des Sohnes. Und der Name dieses großen französischen Komikers garantiert, daß es in diesem Film nicht so ernst zugeht, wie es in dem kurzen Inhaltsabriß klingt. Tatsächlich wird in dieser neuen Richard-Filmkomödie nicht auf „Großer Blonder“-Masche weitergeritten. unter der die jüngsten seiner bei uns gezeigten Filme gelitten haben. Es liegt sicherlich mit daran, daß Pierre Richard in diesem Film nicht nur eine der Hauptrollen spielt, sondern sogar als Regisseur und Drehbuchautor in Erscheinung tritt. „Ich weiß von nichts und sage alles“ ist nicht nur ein Film der zahllosen Gags, er hat auch die wichtigen Züge einer subtilen Parodie, die auf ihre Weise bestimmte Tatsachen schärfer beleuchtet und bloßstellt, als es ein sogenannter „seriöser“ Film oft vermag. Wie der pazifistische Sohn mit sich überkugelnden Slapstick-Nummern seinen geschäftstüchtigen Vater, einen Waffenfabrikanten, zur Verzweiflung treibt, ist Richard glänzend gelungen.

In der Schwemme französischer Lustspiele ist dieser Film einer der intelligentesten, die nach Deutschland gekommen sind. Er versucht, nicht zu moralisieren und vermeidet damit alle möglichen Peinlichkeiten. Also: keine Trivial-Komödie. So wirkt der Schluß eher menschlich: Die Demonstration einer neuen Superwaffe wird dem Vater zum Verhängnis. Und inmitten von Geschoßeinschlägen, Explosionen und flüchtenden Menschen sitzt Pierre Richard und lacht und lacht. . .

Den Einwand, daß über die Geschäftsmoral von Waffenfabrikanten, die Kriegslüsternheit von Generalen oder aber auch nur über den Egoismus mieser kleiner Ganoven nicht gelacht werden kann oder darf, fegt Richard mit diesem Streifen über den Haufen. Nach dem zweiten Teil vom „Großen Blonden“, „Der große Blonde kehrt zurück“, der durch eine dürftige Agentengeschichte keineswegs das Format des Vorgängers hatte, endlich wieder ein sehenswerter Film mit diesem sympathischen französischen Komiker. Wer bis jetzt noch kein Richard-Fan ist, wird bei diesem Filmspaß einer werden.