Incubus Düsseldorf, Philipshalle


Fünf Freunde und das noch immer große Abenteuer Alt- Rock: wuchtig, wüst, brachial - und dann versprühen sie doch ein Stück kalifornischer Sonnenseligkeit.

„If only the lights would dim a little / im wary of eyes upon my scars.“ Man will es ihm ja glauben, aber so recht passt’s nicht, was Brandon Boyd da gerade singt. Ausgerechnet jetzt ist es stockdunkel in der heute schon so oft und grell erleuchteten Philipshalle, und Narben hat man dem Incubus-Frontmann vorhin, als er sich sein Shirt vom Leib zerrte, auch keine angesehen. Sei’s drum. Wollen wir sie nicht zerstören, die Magie des Augenblicks. „Here In My Room“ ist ja schon auf dem jüngsten Album der Band, a crow left of the murder, ein bezaubernder Moment, und hier und jetzt ergreift er einem ganz das Herz: Gitarrist Michael Einziger Iwas der schon wieder gefrickelt hat über seinem sperrigen Effektpult – Wahnlsinnl] ist an die Rhodes gewechselt und duettiert mit Boyd in honigsüßen pet souNDS-Harmonien. Hach, und jetzt hängen sie noch ein Temptations-Cover dran! J’vegotsomuch love underneath Bens guitar“, spielt Boyd mit den Versen von „My Girl“ und Bassmann Ben Kenney lugt schmunzelnd unter seinem Mützenschirm hervor. Was soll man sagen: Freundschaft, Harmonie. Glückseligkeit. Klebriges Bild zwar, aber schön. Ist ja auch nicht so, als könnten Incubus nicht anders: Vorhin zum Beispiel, im arschtretenden Opener „Megalomaniac‘. kündeten sie unter gewaltigem Rabatz von menschlicher Hybris, während die Spots wie durchgedrehte Flakscheinwerfer aus dem Hintergrund blitzten. Und später dann, nach drei Minuten „Idiot Box‘, hackten sie sich so energisch durch den Zwischenteil, dass es einem schwindlig ward. Jetzt aber entschuldigt sich Boyd für etwas anderes: „Sorry, dass wir so viele Songs vom neuen Album auf der Setlist haben. Wir wollen sie nun mal spielen. ‚ Sollen sie auch ruhig. „Sick Sad Little World . das Kern- und Kunststück von a crow left of the muroer, ist sowieso die größte Tat dieser Band ever, und wie sie’s hier darbieten, im Anschluss an die Drum-Artistik von Jose Pasillas und mit ausgedehntem Jam in der Mitte: Atem raubend. DJ Kilmore wieselt mit seinen Händen mal nicht über die Plattenteller, sondern durchs elektrische Feld eines Theremins, gruseliges Heulen schwurbelt durch die Halle. Minutenlang. Das wäre jetzt eigentlich der perfekte Schlusspunkt, aber so einfach ohne Zugabe kommen Incubus hier ja doch nicht raus: Am Ende gipfelt „Are You In?“ in einem großen Sing-A-Long, und Boyd und seine Bandkollegen wettstrahlen ein letztes Mal in die Menge, bevor sie verschwinden. Dann geht das Licht an,und dröge 08/15-Emo-BeschaUung fieselt hernieder Spätestens da weiß man endgültig, was man die letzten zwei Stunden hatta.