Interpol, München,Tonhalle


Die New Yorker Existenzialisten-Band mit der perfekten Inszenierung masochistischer Teenagerträume. Next stop: die großen Stadien.

Das geht schon mal gut los: 90er-Jahre-Digi-Dub vom Band beschallt die Halle nach der eher unerheblichen Vorband Blonde Redhead. Der Perfektionismus, der Interpol gerne nachgesagt wird, bricht sich schon vor dem Auftritt Bahn, Während der Vorgeplänkelmusik checken die Techniker noch einmal den Sound. Dann ertönt theatralische Pompmusik, Auftritt Interpol. Die vier Musiker sind natürlich alle ganz in Schwarz gekleidet und tragen akkurate Frisuren wie frisch vom Haarstylisten. Sie bewegen sich nicht allzu sehr. Nicht die Band ist hier der Star, sondern das Bühnenbild. Es geht um die große Inszenierung, den visuellen Gesamteindruck, der am besten von ganz hinten zu erfassen ist: niedliche Projektionen von quadratischen LED-Monitoren und das Licht, oder besser die diffuse Dunkelheit, in die die vier Musiker die meiste Zeit über getaucht werden, um in den entscheidenden Augenblicken von strahlendem Rot und Blau eingehüllt zu werden. Next stop: die großen Stadien.

Über dem ersten Drittel des Konzerts liegt eine seltsame Sterilität, die der beinahe zu perfekten Umsetzung der Songs zu verdanken ist.“Pioneer To The Falls“, „Obstacle l“, „C’mere“, „Narc“ und „Pace Is The Trick“ klingen wie direkt von den jeweiligen Platten übernommen. Später weicht das Klinische allerdings einer gewissen Lockerheit, die bei „Slow Hands“ ihren Höhepunkt erreicht: Interpol spielen den Song zu schnell und ziemlich nachlässig. Das stört aber keinen. Wer hier ist, möchte den masochistischen Teenagertraum träumen, der seit An beginn der Rock’n’Roll-Zeitrechnung aktuell ist-er handelt von Melancholie, Einsamkeit und unerfüllten Sehnsüchten.

Sänger/Gitarrist Paul Banks ist heute so gesprächig wie selten. Nicht nur, dass er am Anfang „Good evening“ sagt, die Anzahl an „thank you“ wird mit steigender Songanzahl immer höher. Ganz am Schluss freut sich Banks über den Applaus, bedankt sich artig beim Publikum und erklärt, dass er „Munich“ für eine „beautiful city“ halte. Man glaubt ihm, was er da sagt. Ein tröstliches Gefühl, dass Interpol auch nur Menschen sind.

»>www.interpolnyc.com