Interview mit Justin Hayward Moody Moody Blues


Unser Korrespondent in Amerika machte für uns in einem New Yorker Hotel ein Interview mit Justin Hayward, dem Sologitarristen der Moody Blues. Die interessantesten Fragen und Antworten könnt Ihr hier in gekürzter Fassung lesen:

Findest du, dass das amerikanische Publikum anders reagiert, als das englische?

Ja, unbedingt. Wahrend das englische Publikum sich anfangs immer erst sehr reserviert gibt, ist das amerikanische gleich sehr aufgeschlossen. Ausserdem sind die Geschmäcker grundverschieden. Nummern, die in England jeden begeistern würden, rühren die Gemüter in den Staaten oft überhaupt nicht. Natürlich ist das auch umgekehrt so.

Erzähl doch mal etwas über die Ent- wicklung der Moody Blues in den letzten Jahren.

18 Monate nach unserer Single „Go Now“ hat sich unsere Besetzung geändert. Drei Leute verliessen die Gruppe, an ihrer Stelle kamen Mike Pinder, Ray Thomas und Graeme Edge hinzu. Von diesem Augenblick an (Sommer 66) haben wir eine völlig andere Richtung eingeschlagen. 6 Monate lang übten und experimentierten wir, das Resultat war „Days Of Future Passed“.

Auf weiche Weise entstand das musikalische Konzept der Moody Blues?

Die ersten Schritte in der neuen Richtung machten wir während unserer Auftritte. Niemand bot uns Plattenverträge an, sodass wir nur durch unsere Konzerte eine gewisse Popularität erreichen konnten. Eines schönen Tages beschlossen wir, eine ganze Theatershow zu geben. Wir dachten dabei an eine Art Rockoper, die mindestens anderthalb Stunden dauern sollte. Mike schrieb die Nummer „Dawn“, John komponierte „Peak Hour“ und ich war für „Nights In White Satin“ verantwortlich. Auf diese Weise entstanden drei Nummern, die miteinander in Verbindung standen. Es kam noch eine Reihe anderer Nummern hinzu und eine Betrachtung des täglichen Lebens wurde zur Tatsache (Days Of Future Passed).

Habt ihr nach dieser Produktion noch einmal auf anderen Platten mit einem Orchester zusammengearbeitet?

Nein, eigentlich haben wir nie mit einem Orchester richtig zusammengespielt. Bei „Days Of Future Passed“ wurden die Orchesternummern einzeln aufgenommen. Peter Knight war für seine Kompositionen verantwortlich und wir für unsere. Wir arbeiteten also völlig getrennt.

Versucht ihr, eine bestimmte Botschaft ans Publikum zu vermitteln oder spielt ihr allein mit der Absicht, die Leute zu unterhalten?

Beides. Manchmal wissen wir es selbst nicht mehr. Als Gruppe haben wir eine gewisse Verantwortung dem Publikum gegenüber. Popmusik wird immer wichtiger. Das bedeutet, dass man mehr als nur unterhaltende Musik machen muss. Wo man auch hinkommt, wird man feststellen, dass das Publikum etwas mit nach Hause nehmen“ will. Mit oberflächlicher Musik erreicht man heute nicht mehr viel. Die Leute wollen mehr, sie erwarten, dass wir die Probleme, mit denen sie sich befassen, in unserer Musik interpretieren.

Die Texte eurer letzten LP „Question Of Balance“ sind ganz anders als die eurer früheren Produktionen. In der Vergangenheit hatte man immer den Eindruck, als suchtet ihr etwas, was ihr nicht finden konntet. Auf der letzten LP ist das nicht mehr der Fall. Habt ihr plötzlich gefun- den, wonach ihr gesucht habt?

Wenn man älter wird, denkt man auch anders. Oder besser gesagt, die Gedanken gehen in eine andere Richtung. Als „A Question Of Balance“ aufgenommen wurde, waren wir als Gruppe, aber auch privat, sehr zufrieden. Vielleicht ist das der Grund für die Veränderung der Texte, die du festgestellt hast.

Meinst du, dass die Moody Blues vorläufig zusammenbleiben werden?

Ja, ganz bestimmt. Wir bilden zusammen mit unseren Frauen und Kindern eine richtige grosse Familie. Die Techniker, die Roadmanager, kurz jeder, der mit oder für die Moody Blues arbeitet gehört zu dieser Kommune. Wir planen, sehr bald alle zusammen in ein grosses Haus einzuziehen. Dies wird wiederum der Atmosphäre in der Gruppe zugute kommen.

Auf ihren Platten behandelt ihr immer mehr das Drogen-Problem. Warum?

Das ist nun einmal momentan eines der wichtigsten Probleme. Man kann natürlich darüber hinwegsehen, aber dann betreibt man die sogenannte „Vogelstrauss-Politik“. Die Moody Blues werden niemanden dazu anregen, Drugs zu nehmen, aber gefühlsmässig können wir diese Angelegenheit doch nicht unbeachtet lassen. Popmusik und Drugs stehen sehr direkt in Verbindung. Das ist allerdings meine persönliche Meinung. Es sind unsere Platten und wir haben das Recht, darauf unsere persönliche Meinung zum Ausdruck zu bringen…