Joe Mount (Metronomy)


SLY & THE FAMILY STONE – UNDERDOG Soll ich sagen, was es ist, sobald ich es weiß?

Sehr gerne. Nun gut, ich weiß, was das ist: Sly &The Family Stone. Aber welcher Song?(überlegt) Irgendwas mit „Dog“ „Underdog“! Guter Song! Mein liebstes Album ist SMALL TALK, das ist ein spätes, mehr so ein Demo-Ding. Die frühen Alben haben diese 60s-Jangle-Gitarren, diese komischen Twee-Sachen. I like it all!

DAMON ALBARN – EVERYDAY ROBOTS

Das ist Damon Albarn, oder? Ich habe sehr viel Respekt vor ihm. Mein Favorit unter all seinen Sachen ist immer noch Blur. Bei seinen GorillazPlatten hatte ich immer eher das Gefühl, da möchte jemand zeigen, wie viele berühmte Menschen er kennt. Was ich an ihm besonders mag, ist seine strenge Qualitätskontrolle. Das versuche ich auch so zu halten. Er ist ein guter Typ, glaube ich. Leider habe ich es noch nicht hinbekommen, ihn mal zu treffen.

Vielleicht darfst du ja mal einen Song von ihm remixen. Oder er macht mal einen Remix von meinen Sachen!

MØ – DON‘ T WANNA DANCE

Ist das Lana Del Rey? Nein? Wer immer das ist, versucht, wie Lana Del Rey zu klingen.

Das ist MØ aus Dänemark. Ich habe von ihr gehört, aber ich kenne ihre Musik nicht. Ist sie hübsch?

Weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Ich habe es automatisch immer angenommen. (lacht) Ich habe auf jeder Station unserer Tour Plakate für Foxes gesehen, und ich bin echt genervt von ihrem Gesicht -ich habe nie ihre Musik gehört, und ich habe sie schon so satt! Aber das hier klingt in Ordnung. Ich weiß allerdings nicht, was es von irgendetwas anderem unterscheidet. Es ist aber auch schwer für weibliche Solokünstler, ihren Unique Selling Point zu finden. Und jetzt komme auch noch ich und behaupte, dieser Song klinge wie einer von Lana Del Rey! Tut er jetzt auch nicht mehr, nur am Anfang.

DARKSIDE – PAPER TRAILS

Kenne ich nicht. Aber ich will es herausfinden!

Was denkst du? Ist das alt oder neu?

Ich glaube neu.

Darkside, das neue Projekt von Nicolas Jaar.

Okay. Von ihm habe ich schon gehört. Was ist hier die Sache, was hat er damit vor?

Er bewegt sich da weg vom rein Elektronischen hin zum mehr Handgemachten.

Man hört, dass das jemand ist, der eher von dancy Sachen kommt. Das Komische ist: Wo lebt diese Musik? In einem Club? Oder in einem Wohnzimmer? Diese Musik hat keinen Raum, in dem sie lebt.

Sie lebt irgendwie in der Leere, in den Zwischenräumen.

Oder im Fernsehen, im Hintergrund. (lacht)

STEELY DAN -FIRE IN THE HOLE

Klingt ein bisschen anders. (als der Gesang beginnt) Oder einfach wie ein anderer Steely-Dan-Song! (lacht) Ja, the Dan! Von welchem Album ist das?

Vom Debüt, CAN’T BUY A THRILL.

Mein frühestes Album ist PRETZEL LOGIC. Die zwei sind wie Larry David, zwei zynische Typen in L. A., die jeden hassen. Das gerade klingt mir zu lustig. Ich habe Steely Dan erst in meinen Zwanzigern entdeckt. Sie machen keine Musik für Teenager. Sie machen Musik nur für sich selbst.

SOHN – ARTIFICE

Klingt irgendwie europäisch.

Das passt gut: SOHN kommt aus London, lebt aber in Wien.

Ich habe den Namen schon gesehen, aber die Musik noch nie gehört. Das mit der Bekanntheit ist ohnehin seltsam: Ich lebe in Frankreich, und da ist Charlie Winston riesig. In England kennt den niemand. Das ist komisch: Für jeden Künstler aus England ist es enorm wichtig, in England ein Star zu sein. Aber ich bin auch einfach out of touch. (lacht)

BEN HOWARD – THE WOLVES (LITTLE DRAGON MYSTIC CHANT REMIX)

Du versuchst gerade nur zu beweisen, wie out of touch ich bin, oder? Das Einzige, was ich bisher kannte, war Steely Dan und Sly &The Family Stone.

Der Interpret kommt aus deiner Heimatstadt.

Ernsthaft?! Ben Howard! Ich dachte schon, er wäre das. Ist das was Neues?

Ein Little-Dragon-Remix.

Ich bin nicht stolz darauf, dass ich das wusste. Meine Mutter hat ihm Fotograf ie beigebracht. Sie fand ihn etwas arrogant. (lacht) Sie hat versucht, ihm klarzumachen, dass nicht einfach alles im Leben toll ist. Kurz dachte ich: Das ist also seine neue Richtung! Aber ich bin froh, dass es nicht so ist. Als Remix ist es cool.

BLOOD ORANGE – YOU ‚RE NOT GOOD ENOUGH

Da könntest du jetzt wirklich fragen: Alt oder neu? Ist das Dev?(Hynes -Anm. d. Red.)

Ja, als Blood Orange.

Er ist wirklich gut. Er hat Test Icicles gemacht und dann Lightspeed Champion und dann das, und der Sound ist jedes Mal anders. Das ist sehr ansprechend. Die Leute sagen dauernd, irgendetwas klinge nach den 80ern. Aber das ist eine sehr warme, herzliche Prince-Hommage, nichts, was die 80er beklauen will.

TAME IMPALA -FEELS LIKE WE ONLY GO BACKWARDS

Das hätte ich schon vor der Snaredrum erkennen sollen: Die alten Imapalas! Ich mag Tame Impala wirklich, aber ich hasse, wie Dave Fridmann sie hier mixt. Die Drums machen mich verrückt, das ist so Flaming-Lips-mäßig. Ich habe mich so auf das Album gefreut. und dann war ich zwar nicht enttäuscht, aber diese Drums fand ich wirklich nervig.

JA, PANIK – LIBERTATIA

Das ist Deutsch, oder?

Ja, und ein bisschen Englisch und Französisch.

Deutscher Gesang ist schwierig zu hören. Das passt bei Rap sehr gut. Oder bei elektronischen Sachen, wie Kraftwerk. Diese harten Worte. Das hier hat fast ein bisschen einen französischen Einschlag. Ich tue mich schwer damit.

KELIS – RUMBLE

Kelis! Ich bin froh, dass sie wieder weiß, was sie tut.

Wer hat’s produziert?

Dave Sitek, oder? Die ersten TV-On-The-Radio-Songs klangen wie nicht von dieser Welt. Später merkte man, dass er wirklich ein Produzent ist, jemand, der bewusst versucht, verrückte Sachen zu machen. Er lässt Kelis richtig schlampig klingen, das passt gut zu ihr.

PAUL MCCARTNEY – NEW

(sofort) Das ist Paul McCartney! Ich liebe ihn. Aber ich verstehe nicht, was seine Motivation ist. Warum arbeitet er mit Mark Ronson? Was hat der geschafft, abgesehen von einem Amy-Winehouse-Album? Paul hat nicht genug Leute um sich, die sich trauen, „Nein!“ zu ihm zu sagen. Wenn er nur mich fragen würde!

Du wärst in der Lage, zu Paul McCartney „Nein“ zu sagen?

Ja! Die Beatles sind der Grund, warum ich angefangen habe, Musik zu machen. Und jetzt lässt er mich im Stich. Jemand müsste ihn stoppen. Als wir bei den „NME“-Awards gespielt haben, habe ich die ganze Zeit nach ihm Ausschau gehalten. Dann sah ich, wie er mit unserem Song mitging, und ich dachte: „Jetzt könnte ich glücklich sterben.“ Aber dann dachte ich: „Nein, ich kann nicht sterben, bevor wir Paul gerettet haben.“

Metronomy war ursprünglich das Ein-Mann-Projekt von Joseph Mount aus der kleinen Stadt Totnes in der englischen Region Devon. Nach dem Durchbruch mit dem 2008er-Album NIGHTS OUT bewegte sich der elektronische Sound der inzwischen vierköpfigen Band in analogere Gefilde. Nach dem immens erfolgreichen THE ENGLISH RIVIERA 2011 etablierte das Album LOVE LETTERS Metronomy im Frühling endgültig als allseits verehrte Institution der avancierten Popmusik.