Konzertbericht

LCD Soundsystem in Berlin: Frustrierte Fans und Beats by Dre


Am Montag stellte James Murphy sein neues Album AMERICAN DREAM im Funkhaus Berlin vor. Ein frustrierender Abend – zum Glück aber nicht wegen der Musik.

Nach einer gefühlten Ewigkeit haben LCD Soundsystem am Freitag ihr Comeback-Album AMERICAN DREAM veröffentlicht – und sich von Beats by Dre und Sony Music davon überzeugen lassen, den Release wenige Tage später mit einem Konzert im Funkhaus, einer der hübschesten und vor allem angesagtesten Locations Berlins, zu feiern. James Murphy und seine Leute waren die richtige Band am richtigen Ort, nur leider auf dem falschen Event. LCD Soundsystem endeten als Feigenblatt für eine Werbeveranstaltung von Beats by Dre, das mit viel Vorfreude erwartete Konzert mit Entschuldigungen seitens der Veranstalter.

Die Show der New Yorker, die auf absehbare Zeit die einzige in Deutschland bleiben wird, hatte einen geringeren Stellenwert als viele der Anwesenden, die meisten davon geladene Gäste und Sieger von Verlosungen, angenommen hatten. Denn weit vor dem Moment, in dem LCD Soundsystem mit „Daft Punk is Playing At My House“ loslegten, verwandelte sich das Funkhaus in einen Ort, in dem Frust nahezu greifbar war. Schuld daran war eine Beats-Keynote, in der ein neuer, kabelloser Kopfhörer präsentiert wurde – passenderweise eine Woche bevor der Mutterkonzern Apple sein neues iPhone präsentiert. Das wäre an sich nicht schlimm, aber die Selbstbeweihräucherung dauerte selbst dann noch an, als die Band schon seit 40 Minuten auf der Bühne stehen sollte.

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Und während im Inneren des Funkhauses darüber geredet wurde, wie sehr Musikfans Beats by Dre doch lieben würden, standen am Einlass Hunderte, die das im Laufe des Abends noch ganz anders sehen sollten. Denn irgendwann hieß es plötzlich „Einlassstopp“ für die Gäste des Events, die allesamt auf den diversen Listen standen und in dem vermeintlichen Wissen anreisten, am Montagabend AMERICAN DREAM zu hören. Und nicht ausgerechnet dadurch davon abgehalten zu werden, dass Beats-Funktionäre und Testimonials viel zu lang über diesen Traum reden würden – der teure Kopfhörer eines Rappers aus Compton eignet sich ja bestens als Metapher.

Genervte Gesichter

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Als es dann irgendwann (23:00 Uhr statt 21:45 Uhr) begann, das herbeigesehnte Konzert dieser Überband, waren etliche Fans schon weg. Haben aufgegeben in einer Schlange, die sich eben nicht vor dem Berghain, sondern vor einem kleinen Konzert, das von weltweit bekannten Entertainment-Profis organisiert war. Es wurden zu viele Leute eingeladen, die Kapazität der Location angeblich überreizt, schlichtweg nicht gut organisiert und geplant. Als LCD Soundsystem ihr mittellanges, aber wuchtiges Set begannen, standen viele Fans mehr als 90 Minuten in der Schlange oder waren schon längst wieder daheim. „Wir wissen, dass wir euch diesen Moment nicht wiedergeben können und sind deshalb untröstlich. Wir können das nicht wieder gutmachen, aber uns bei euch entschuldigen“, schreibt Sony Music nun. Und verweist darauf, dass man selbst ja nicht der Veranstalter war. Bei Beats by Dre hält man sich im Statement knapp, was am Montag in der Keynote bekanntlich nicht gut geklappt hat. „We are sorry that some fans couldn’t get into the legendary Funkhaus due to capacity“, heißt es da – als hätte vor dem fleißigen Einladen und Verlosen niemand gewusst, wie viele Leute ins Funkhaus passen.

Und so bespielten LCD Soundsystem bei ihrem Comeback in Deutschland ein Publikum, das teilweise entnervt auf die Bühne (und die Uhr) blickte oder eigentlich nur für die Kopfhörer-Keynote samt Free Drinks gekommen war. In knapp einer Stunde Auftritt war dann Zeit für für vier Songs vom neuen Album, von denen vor allem „Call The Police“ herausstach. Dazu gab es ein „New York, I Love You But You’re Bringing Me Down“ und „All My Friends“ zum Finale. Kein großes, aber ein zumindest versöhnliches Konzert war es – zumal die Band selbst genervt schien. Vielleicht ja auch von den vielen Leuten, die während des Konzertes schon wieder zu den Bars nebenan zurückgegangen sind. Es war also für gleich mehrere Parteien ein Event zum Abgewöhnen – by Dre.