M.E. im Gespräch mit Roger Glover von Deep Purple


Wenn es um Deep Purple geht, treten lan Gillan und Ritchie Blackmore meistens als Sprecher der Gruppe auf. Über Roger Glover, den Bassisten der Formation, ist bisher wenig bekannt. Erstens, weil er nichts für Interviews übrig hat und zweitens, weil das allgemeine Interesse sowieso meistens an ihm vorbeizugehen scheint. Wir hielten, gerade deshalb, ein persönliches Gespräch mit Roger für interessant. Wir besuchten ihn, kurz nachdem er von seinem Urlaub, den er in Wales verbracht hatte, zurückgekehrt war. Hier könnt Ihr lesen, was er uns in einem exklusiven Interview erzählte:

Warum hast du dir ausgerechnet Wales als Urlaubsziel ausgesucht?

Ich bin dort geboren, und zwar auf einem Bauernhof am Lake Llangorse in Brecon. Es war über zwanzig Jahre her, seit ich zum letzten Mal dort gewesen bin, heute wird das Haus von meiner Tante und meinem Onkel und drei Cousins bewohnt. Meine Mutter hat es jedoch für mich arrangiert, dass ich zur Zeit meines Urlaubs ganz allein dort war.

Hast du etwas bestimmtes gesucht?

Ja, vermutlich meine Kindheitennnerungen…

Im Showbusiness ist es schwierig, Leute kennenzulernen. Man ist nie lange genug an einem Ort, um wirkliche Freunde zu finden. Was sagst du dazu?

Die Leute, die die grossen Parties veranstalten, denken nie daran, einen einzuladen, weil sie doch voraussetzen, dass man irgendwo auf Tournee ist. Ich finde, dass man als Popstar ein ziemlich einsames Leben führt und die wenigen echten Freunde, die man hat, sind einem besonders wertvoll. Ich habe manchmal Leute besucht, die ich von früher kannte, aber das war oft enttäuschend. Die Menschen haben sich verändert und man steht sich ganz fremd gegenüber.

Wir haben gehört, dass du kürzlich auf Eurer Europa-Tournee ein Mädchen namens Inge kennengelernt hast Erzähl uns doch etwas über sie.

Sie lässt sich gerade als Krankenschwester ausbilden und wir sahen einander nur für zwei Tage aber es war eine sehr aussergewöhnliche Begegnung. Wenn eine Gruppe auf Tournee geht, ergibt es sich in der Regel ganz von selbst, dass die einzelnen Mitglieder irgendwelche Mädchen kennenlernen. An die meisten erinnert man sich hinterher nicht so gerne. Aber dann kann es passieren, dass du eines Tages ein Mädchen triffst, das ganz anders ist. Zwei Tage lang haben wir uns beinahe ununterbrochen unterhalten. Wir verstanden uns prächtig. Und seit ich Kopenhagen verlasse habe, schreiben wir uns regelmässig. Es ist allerdings eine untragbare Situation, so weit von einem Menschen entfernt zu leben, den man mag. Ich habe mir deshalb vorgenommen, so bald wie möglich nach Kopenhagen zu fahren und die Angelegenheit zu klären.

Was erhoffst du dir davon?

Ich weiss nicht… Ich kenne mich selbst nicht, deshalb kann ich nichts genau definieren. Aber grundsätzlich suche ich wohl eine Frau, ich will heiraten und eine Familie gründen.

Was hast du in der Vergangenheit getan?

Ich habe zwei Jahre lang ein Kunst-College besucht und seit acht Jahren schreibe ich Texte und Songs. Das war für mich immer eine sehr persönliche, sehr private Angelegenheit. Einige meiner Gedichte sind in Zeitungen erschienen, andere liegen zu Duzenden bei mir im Hause herum und ich nehme mir immer wieder vor, sie auszusortieren. Vielleicht kann ich ein bisschen Geld damit verdienen, aber ich lege nicht allzuviel Wert auf Geld. Ich mag es, Geld zu verdienen, ich würde nie das Gegenteil behaupten, aber ich habe bisher nie erfahren, was es heisst, wirklich reich zu sein. Ich habe mir bisher nur einmal eine extravagante Ausgabe geleistet und das war an dem Tag, als ich hörte, dass ich den Job bei Deep Purple bekommen sollte. Ich borgte mir £ 25 von meiner Stiefschwester und kaufte mir eine Wildlederjacke. Das war das Teuerste, was ich mir je gekauft habe, wenn man von den Gitarren und Anlagen absieht.

Hast du eine Vorstellung, was du in zehn Jahren tun wirst?

Ich will keine Pläne machen, denn sobald du anfängst, Pläne zu machen, bestimmen diese Pläne dein ganzes Leben, du presst dich selbst in ein Schema. Was immer auch geschehen mag, ich werde es geschehen lassen. Wenn ich eines Tages nicht mehr mit Deep Purple spiele, habe ich mir zumindest einen Namen gemacht und eine Basis erreicht. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen.