Maximo Park live in München


musikexpress.de-Userin Ulrike Melzer über das Maximo Park-Konzert in der Münchner Tonhalle, Paul Smiths Gestik und Mimik und sein kleines schwarzes Buch.

Unter frenetischem Beifall stürmen Maximo Park auf die Bühne. Wirkt „The Coast Is Always Changing“ anfangs noch etwas steif und unbeholfen – nach 2 Minuten ist jegliche Steifheit verflogen, die Band scheint sich wohl zu fühlen und spielt sich durch eine Setlist, die keine Wünsche offen lässt. Auf die Gestik und Mimik, derer sich Paul Smith auf der Bühne bedient, muss näher eingegangen werden. Dissertationen könnten über seine Körpersprache geschrieben werden. Ignoranten würden sie furchteinflößend nennen. Paradox und teilweise ans Abstrakte grenzend. Weniger hochgestochen – komplett verrückt. Doch im Grunde unterstreicht sie nur die unglaubliche Intensität ebenso unglaublicher Songs, die ins Physische übergehen und live vorgetragen greifbar nah werden. Und wer könnte diese Songs besser zelebrieren als Paul Smith? Beobachtet man ihn bei „Sandblasted And Set Free“ oder bei „Books From Boxes“, stellt man fest, dass er jede einzelne Strophe und jeden einzelnen Vers fühlt. Und das gibt der Band eine Bühnenpräsenz, um die sie viele Kollegen wahrscheinlich beneiden.Songperlen werden ausgegraben, die von den Singles zu Unrecht an den Rand gedrängt werden. Auf den Punkt gebracht, musikalisch gibt es nichts auszusetzen und die Musiker brillieren mit ihrem Talent. Danken muss man ihnen für „Acrobat“. Verzerrte Gitarre, dezentes Schlagzeug, gänsehautzaubernde Stimme schaffen in der Halle eine Atmosphäre die einerseits friedlich, gleichzeitig aber auch zum Zerreißen gespannt ist. Das Lied wird stilecht aus dem kleinen schwarzen Buch vorgetragen. Wie auch sonst. Auch die Bandkonstellation fällt einem heute besonders auf: Paul Smith und Lukas Wooller am Keyboard sind diejenigen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Herr Wooller spielt mit seinem Instrument, tanzt um es herum und verpasst es trotzdem nicht, den Songs seine Parts hinzuzusteuern. Tom English an den Drums bewegt sich ebenfalls ungehalten. Gut, sein Instrument lässt ihm keine andere Wahl. Doch Duncan Lloyd, Gitarrist/ Songschreiber, und Bassist Archis Tiku sind die Ruhepole der Band. Sie sorgen für die notwendige Ausgeglichenheit auf der Bühne. Doch auch Ruhepole brechen aus. „Limassol“ beginnt und Tiku tritt aus dem Kreis seiner Monitore heraus – tanzend, wie das PublikumJenes ist bei Songs wie „Our Velocity“, „Apply Some Pressure“ und „Girls Who Play Guitars“ nicht zu halten. Stagediver werden von der Masse wie auf Fließbändern bühnenwärts getrieben. Man will die Band nicht gehen lassen und verlangt lauthals eine Zugabe. Die gewährt wird, doch nach drei weiteren Stücken ist Schluss. Leider. Denn beim Verlassen der Halle wird man das Gefühl nicht los, dass einem soeben etwas großartiges widerfahren ist.