MENSCH UND MASCHINE


Können Autofirmen sich eigentlich dagegen wehren, dass ihr Name in Popsongs vorkommt? Keine Ahnung, hab jetzt auch gerade keinen Anwalt zur Hand. Aber Lieder über Autos, und insbesondere solche mit Texten, die Autos als Metapher für Frauen benutzen und/oder Autofahren als Metapher für Sex: Die sind echt das Allerletzte.

Eine Ausnahme wäre „Pull Up To The Bumper“ von Grace Jones von 1981, Superstück, noch immer. Doch selbst bei dem hat man Mühe mit dem Zurechtargumentieren: Wenn eine schwarze Frau bestimmte Teile ihre Körpers als Stoßstange besingt, in die sie gern eine „long black limousine“ reingefahren haben möchte, ist das nur sehr möglicherweise ein Ausdruck sexueller Selbstermächtigung, viel wahrscheinlicher aber eine seltsame Umschreibung von Geschlechtsverkehr (auch wenn Jones sich gegen diese Interpretation verwahrt hat). Was nicht bedeutet, dass man zu „Pull Up To The Bumper“ nicht bestens Geschlechtsverkehr haben kann.

Zu „Hey Porsche“ hingegen möchte man sich Sex gar nicht erst vorstellen. Man fragt sich zunächst, wie heruntergekommen Nelly als Künstler eigentlich ist. Dass „Hot In Herre“ vor elf Jahren schon einen räudigen Macht-euch-mal-nackig-Text hatte, ist das eine; aber immerhin war die Produktion der Neptunes toll. „Hey Porsche“ hingegen ist derartiger R’n’B-Dance-Dreck, dass man schon brüllkotzt, bevor man überhaupt beim Rap-Part angelangt ist. Und dann kommt der Porsche und das Mädchen: Nelly hätte gern eine, och nee, Probefahrt, auf seinem Rasen und in seiner Garage.“Come on, let me slide under so I can work on, work on you. I wanna take your top off“ – ölverschmierter geht Kfz-Mechanikerlyrik wirklich nicht mehr.

Wenn Porsche schon nichts dagegen tut, dann hätte ich einen Vorschlag zur popgesetzgeberischen Güte, für eine metaphorische Weltentrennung: Wer Menschen und Maschinen in Songlyrics vergleicht, soll mit nicht unter zehnmal Zwangshören von RANDOM ACCESS MEMORIES bestraft werden. Grrr.