Platz 3 der Platten des Jahres 2014: The Notwist – „CLOSE TO THE GLASS“


Die Musikexpress-Redaktion hat auch 2014 die Alben des Jahres gekürt. Weshalb welche Platte auf welchem Platz gelandet ist, könnt ihr jetzt online nachlesen. Auf Platz 3 wählten wir The Notwist mit CLOSE TO THE GLASS.

The Notwist – CLOSE TO THE GLASS

Vor zwölf Jahren, als mit NEON GOLDEN das erklärte Meisterwerk von The Notwist erschien, fühlte man sich noch genötigt, Genreumschreibungen wie „Indietronics“ in die Welt zu setzen, um die Musik der oberbayerischen IndieTM-Kapelle zu charakterisieren. Heute interessiert die Zielgruppe, die regelmäßig in Notwist-Konzertabende strömt, um die ausverkauften Venues mit nichts als Euphorie und Dankbarkeit zu füllen, eigentlich nur, wie sehr das neue Album von The Notwist nach The Notwist klingt und wie nahe es NEON GOLDEN gekommen sein mag (dabei aber selbstverständlich die Klasse ihrer anderen Werke würdigend).

Ihre Eigenständigkeit und Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt (und sollte längst an jeder anstän- digen Popakademie in Pflichtseminaren behandelt werden). Die Band um die Acher-Brüder und Martin Gretschmann steht inzwischen für sich selbst und das schließt einen riesigen Soundkosmos mit ein, zwischen Rock und Pop und Blues und Dub und Jazz und Electronica und noch viel mehr, der das Stil-Repertoire eines jeden Ein-Schrat-und-zwei-studentische-Aushilfen-Plattenladens sprengt. Und CLOSE TO THE GLASS zeugt davon, dass The Notwist diesen Status 25 Jahre nach ihrer Gründung nun auch verinnerlicht haben. Nicht, dass es dieser Band bislang an Überzeugung oder Selbstbewusstsein gemangelt hätte. Aber das Ausmaß des Infragestellens und zuweilen auch dessen destruktiven Bruders, des Zauderns, das ihre Arbeit prägte, schien sich doch auch in ihrer introspektiven, manchmal etwas umständlichen Musik zu spiegeln.

Für ihre Verhältnisse haben sich The Notwist auf CLOSE TO THE GLASS richtig locker gemacht. Es gibt mit dem Instant-Hit „Kong“ einen geradeaus gespielten Indie-Rocker mit eingebautem Remixteil und mit „7-Hour-Drive“ eine tiefe und angemessen verbogene Verneigung vor den in Weilheim seit jeher verehrten My Bloody Valentine. Es gibt unter dem Titeltrack einen ungewöhnlich penetranten, blechernen Beat aus der Krachmacherstraße und im knapp neunminütigen Kraut-Instrumental „Lineri“ eine Kraftwerk-Melodie, die sich so einfach wie wehmütig ins Gemüt frisst. Es gibt auch wieder Markus-Acher-Balladen, in denen Fragen, Zweifeln und Zaudern die ihnen angestammten Plätze, nämlich in den Texten, behalten. Aber für all das gilt: Ihre Absichten und Bezüge, sie sind so eindeutig wie vielleicht seit ihren jungen Jahren nicht mehr, als The Notwist noch Hardcore spielten. Nicht etwa, weil sie CLOSE TO THE GLASS in einem Rutsch aufs Band geknallt hätten (haha, sehr lustig). Sondern weil sie bei der Arbeit an diesen komplexen Popsongs einfach nur in den richtigen Momenten losgelassen haben.

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