Gimme Danger :: Regie: Jim Jarmusch

War across the USA: Jim Jarmusch spürt den Stooges nach und lässt zum Glück vor allem die Band sprechen.

Wenn man die Stooges heute hört, ist es unvorstellbar, dass diese Musik jemals nicht existiert haben soll. Sie ist eine Art Urtext. Rock’n’Roll reduziert auf seine primitive, kunstlose Essenz. Als wären The Velvet Underground nicht von Kunststudenten und Bohèmiens gegründet worden, sondern von Primaten und Neandertalern.

Man weiß genau, warum das damals kommerziell zum Scheitern verurteilt sein musste. Und man weiß genau, warum es zeitlos ist und seine ursprüngliche Wirkung bis heute nicht verloren hat. Heute sind die Stooges eine der größten Rockbands der Geschichte, damals standen sie im Schatten der wirklich großen Band aus Detroit: MC5. Wenn sich heute Jim Jarmusch dazu berufen fühlt, der Geschichte von James Osterberg und seinen drei Höhlenmitbewohnern filmisch nachzuforschen, dann nickt man erst einmal. Weil Iggy schon in seinem „Coffee & Cigarettes“ und „Dead Man“ Rollen gespielt hatte und weil Jarmusch, klar, immer irgendwie eine innere Verwandtschaft mit den coolen Underdogs verspürt haben muss, die nach ihrem eigenen Beat durchs Leben tanzen: Jarmusch! Stooges! Yeah!

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Und dann irgendwie auch nicht: Die lakonische, gleichgültige Weltsicht des New Yorker Filmemachers verträgt sich so gar nicht mit dem destruktiven Sperrfeuer, mit dem die Nihilisten um Iggy alles niederzubrennen versuchen. Sie sind wie Geparden mit einer Handvoll Napalm. Tatsächlich reißt „Gimme Danger“ keine Bäume aus, er fletscht noch nicht mal die Zähne, wenn man ehrlich ist. Abgesehen davon, dass ein anderer Filmemacher womöglich nicht so leicht exklusive Interviews bekommen hätte, ist von Jarmuschs Handschrift wenig zu entdecken. Wie schon bei Ron Howards „Eight Days A Week“ über die Live-Jahre der Beatles gibt es auch hier nicht viel entscheidend Neues zu entdecken, speziell wenn man die Oral-Historys „Please Kill Me“ oder „From The Velvets To The Voidoids“ gelesen hat.

Außer dass die Stooges als Thema längst noch nicht so abgegrast sind wie die Beatles. Weshalb „Gimme Danger“ kein besonders guter Film geworden ist, sondern vor allem wegen der Band gut ist. Man kann nicht genug bekommen von den unerhörten Anekdoten (speziell von dem schon 2009 verstorbenen Ron Asheton – ein Nihilist reinsten Wassers) und den brachialen Live-Szenen (etwa wie Iggy 1970 in Cincinatti auf den Händen des Publikums laufen zu scheint) und den Audiomitschnitten vom letzten Konzert der Band, bei dem Iggy sich mit dem Publikum anlegt.

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