Alex Chilton – Live In London

Vor gut 15 Jahren sang-Alex Chilton zum ersten Male „The Letter“ (mit den Box Tops); auf seiner neuen LP LIVE IN LONDON tut er es nun wieder: „Gimme a ticket for an aeroplane ..“ der Song ist nach wie vor phantastisch, und die Version, die aus den stickigen Räumlichkeiten des berüchtigten Londoner Dingwall’s dröhnt, läßt alle bisher bekannten Fassungen vergessen (inklusive die von Joe Cocker) Chilton ist auch heute noch (oder gerade heute) ein begnadeter Sänger, der den Rost auf seinen Stimmbändern nie penetrant in den Vordergrund stellt, und in den höheren Lagen sogar noch eine gehörige Spur rührende Pop-Sentimentalität einfließen läßt. Eine unschlagbare Kombination.

„Tram Kept A-Rolling“ klingt bei Chilton, als wäre der Song gerade letzte Nacht in seiner Absteige entstanden. Seine Band (mit der Rhythmusgruppe der Soft Boys) befindet sich auf dem gleichen Energie-Level, kommt des öfteren ins Schleudern, marschiert trotzdem unbeirrt weiter, „My Riva!“ – Chilton singt über einen tollen Hecht, gegen den ei (Drogen- und Alkohol-Wrack, arm, dürr) nichts zu bestellen hat. Dafür sind seine Gitarrensoli an Impulsivität kaum zu übertreffen.

Seit 1974 gehört Chilton zu den kaputten Kultfiguren, die sich in unregelmäßigen Abständen mit Platten schwankender Qualität zurückmelden LIVE IN LONDON ist genau die Platte, die eine seiner größten Stunden als charismatischer Keller-Entertainer perfekt(l‘) festhält. Ein hundertprozentig echtes Live-Album. das selbst dem skeptischen Hörer klarmacht, wie gut auch heute noch Garagenrock und Kaschemmen-Hits klingen, wenn ein Könner dahintersteht. Auf diesem Gebiet gibt es für LIVE IN LONDON meiner Meinung nach nur eine vergleichbare Konkurrenz: The Seeds‘ RAW & ALIVE AT MERLINS MUSIC BOX, von anno 1968.