Animal Collective – Strawberry Jam

Der kommende Animal-Collective-Klassiker gleich zu Beginn: „Peacebone“ stellt den gewaltigen Versuch dar, die Beach-Boys, Kaugummi-Pop und Krautrock überdiestrecke von fünf Minuten zu amalgamieren – ohne Schweißnähte und Schwitzflecken. In der Ausführung wird das eine Kakophonie der schönen Melodien, kurz unterbrochen von einem aufschreienden Gruselmonster. Aber das Monster will nur spielen, Strawberry Jam entstand an verschiedenen Orten im erweiterten Bandverband, neben den Autoren Panda Bear und Avey Tare waren Geologist und Deacon mit von der Partie. Das Band-Konzept hat Spuren hinterlassen, Animal Collective haben sich ein Stück weit von den Folk-Texturen entfernt, die Songs wollen nicht mehr Songs sein, haben sich aber noch nicht in Soundscapes verwandelt, sie verweilen im Ungewissen. In diesem Auflösungsprozess entstehen Animal-Collective „Hits“, ein gluckerndes Stück Noise-Pop, das sich in Loop-Fetzen auflöst („Unsolved Mysteries“), das entfernte Punkrockdingsda „Winter Wonder Land“, das Hörspiel „Cuckoo Cuckoo“, das Piano-Matinee und Emo-Schauspiel zugleich sein möchte. Auf diesem Album hören wir im Schnelldurchlauf noch einmal fast alles: die ethnoelektronischen Höhlenforschungen und Hosentaschen-Drones der frühen Alben, die kanonartigen Dreampop-Sequenzen von Sung Tongs und das giftige Spektraltheater des Nachfolgers Feels. Man kann in diese psychedelisch ausgeleuchteten Vokalspiralen eintauchen und mit Animal Collective einmal um die Welt drehen. Drinnen in diesen Musikstücken herrscht übrigens nicht halb so viel Unordnung, wie man vermuten konnte. Beach Boys, Bubblegum und Kraut – das geht sehr wohl zusammen. Und wenn der Name nicht schon vergeben wäre, müsste man diesen New Yorker Avant-Pop-Verein auf der Stelle Sonic Youth taufen, ein Zwitterwesen auf der Schwelle von Improvisation zu großem, großem Pop. Konkurrenzlos in seiner Art.

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