Any Given Sunday :: Kinostart: 9.3.
Auf eine „amerikanische Religion“ hat es Oliver Stone, ungekrönter Overkill-König des Überwältigungskinos, abgesehen. Und so verwundert es nicht, dass er seinen zweieinhalbstündigen Blick auf die Welt des Profi-Footballs zelebriert wie einen Gottesdienst: Ohne eine Sekunde Verschnaufpause jagt der Filmemacher den Zuschauer durch ein höllisches Sperrfeuer martialischer Bilder, die den Machosport zum körperlich spürbaren Erlebnis machen. Doch hinter der mächtigen Wucht des Bildersturms versteckt sich eine wenig erleuchtende Geschichte. Angeblich aus drei Tatsachenromanen destilliert, wird in dem Brot-und-Spiele-Drama wenig mehr erzählt als in DIE INDIANER VON CLEVELAIMD: Auch hier stellt sich der alternde Trainer eines Teams auf Talfahrt hinter seinen entmutigten Altstar, während ein junger Heißsporn erst einmal Teamgeist lernen muss und die Präsidentin versucht, den Verein gewinnbringend zu verkaufen. Anstatt den Mythos Football zu sezieren, analysieren oder gar demontieren, sitzt Stone allen muskelprotzenden Sportprolo-Klischees auf, inklusive dämlicher Umkleideraumszenen, affiger Chauvisprüche und einem Neandertaler-Sexismus, den sich in Hollywood außer Stone nur noch Jerry Bruck-heimer erlauben darf. Zur Ehrenrettung eilen der souveräne AI Pacino und der brillante Jamie Foxx als Nachwuchsstar, der sich bei jedem Spiel erst mal in Form kotzt. Und dann sind da noch die Sportszenen, in denen Stone die Gladiatoren aufeinander hetzt, als gelte es, den Vietnamkrieg nachzustellen. Leider geilt sich daran keiner mehr auf als der Regisseur, der mit seinem Film die einmalige Chance verpaßt, ein echtes Statement zum Stand des Sports abzugeben.
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