Cosa Rosa – Traumstation

Zwei neue Produkte aus der Kreativ-Fabrik Rakete läuten den Kreuzberger Frühling ein. Reinhold Heil, Hü-Stimme und Tasten-Spezialist von Spliff, hat sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Rosa Precht (früher Insisters, heute Ulla Memecke Band) einen alten Traum erfüllt ein Album, auf dem so richtig nach Herzenslust getriggert und programmiert werden durfte.

Ohne Frage ist Reinhold eine Kapazität in deutschen Landen, was Synthesizer-Bedienung und Musik-Computer-Programmierung angeht. Aber auch Fräulein Rosa zeigt, was alles in den flinken Fingern sitzt Sechs der zehn Titel stammen von ihr. mit witzigen, abgehobenen, phantastischen und ironischen Texten. Die oft als kalt verschrieenen Maschinen pulsieren unter Rosa-Kompositionen funky und locker. Technik im Griff, frech und spielerisch vorgeführt.

Reinholds Part klingt fundierter, raffinierter vom Programming, aber auch seriöser, das Ausgenippte geht ihm ein wenig ab TRAUMSTATION hat die stärksten Seiten in der selbstverständlichen Präsentation technischen Apparaturen und im funky losgehenden Rhythmus, der sich erfolgreich gegen den Moloch der Maschinenmusik stemmt. Den schwerblütigen teutonischen Synthi-Wagenburgen der Sorten Klaus Schulze oder Tangerine Dream wird hier ein überzeugender Ausstieg aus der depressiven Elektronik-Sackgasse gewiesen.

Begriffen wo’s langgeht, hat auch eine andere Combo aus dem Fabrik-Stall, die Schönwetter-Truppe Prima Klima. Obwohl Sänger Bruno Ferrari die Band m Richtung Schweiz verließ, fühlt sich die Kapelle nach diesem Klimawechsel „Nie wieder einsam“ (LP-Titel).

Rainer Konstantin führt vor, daß auch er singen kann und überläßt das Gitarrespielen auf dieser Scheibe Produzent Bernhard Potschka. Der Spliff-Gitarrero. dem ständig der totale Heavy-Trip nachgesagt wird, beweist, daß er auch ganz andere Saiten aufziehen kann. Rotzfrech wird auch hier mit Elektronik gespielt Conny Gockel bedient melodische Synthesizer und unterstützt Rainer beim Singen.

Um den Wetterumschwung gleich richtig durchzuziehen, tritt Prima Klima in großer Besetzung an: Owuso Boafo am Baß, Hans Schumann als Trommler und am Sax Matthias v. Tippeskirch sorgen für ordentlich Power, die den Wetterfröschen auf der ersten LP noch abging. Jetzt geht’s mit Druck zur Sache; Funk, Off-Beat und Pogo-Pop hüpfen förmlich aus den Rillen und machen Prima Klima zur anspruchsvollen Tanzkapelle.

Daß die Prima-Klima-Texte nicht gerade vor Intellekt strotzen, steht ihnen gut an; ihre kleinen Geschichten kommen durch die alltägliche Nachvollziehbarkeit angemessen rüber Schönwetter also, anhaltendes Hoch über Berlin. 3 (beide)