Curtis Mayfield – Love Is The Place

Curtis Mayfield war Sänger und Gitarrist der Impressions, in seiner Arbeit als Songschreiber meinten Rockkritiker wie Schmidt-Joos und Graves Sozialkritisches zu entdecken: „Seit seinem 1967 (…) geschriebenen Hit „We’re A Winner“, einem der ersten Songs zum Thema ‚Black is beautiful‘, wurden seine Verse „(…) zunehmend aggressiver“. Schon 1969 hatte jedoch Mayfield selbst gesagt: „Ich glaube, daß es für die Schwarzen wichtig ist, (…), an einem Markt teilzuhaben, (…) wo sich Dollars holen lassen.“ Curtis Mayfield steht sicherlich auf der Seite der Gordys und Erteguns, zumal auch er ein eigenes Label besitzt (Curtom). Trotz all dieser Vorausüberlegungen scheint er mit LOVE IS THE PLACE jedoch lediglich sehr sorgfältig weichzuspülen: Seine Stimme ist so dicht in den Vordergrund gemischt, wie es ansonsten nur Olivia Newton-John oder Barry Manilow nötig haben. Die acht Stücke stammen aus der Feder von Curtis selbst oder aus der seines Produzenten Dino Fekaris, keins ließe sich besonders hervorheben. Alle fallen in die Kategorie Soft-Soul, sind kompositorisch ausgetüftelt, perfekt arrangiert (im Hintergrund der zahllosen Instrumentenspuren entdeckt man manch originelle und lebhafte Figur!) und dann dick mit Streichern verzuckert. Fürs erste also schwer verdaulich und dem „normalen“ (also weißen) Geschmack zu süß.

Nun könnte aber Curtis Mayfields jetzige Musik durchaus denselben Langzeit-Effekt haben wie etwas die der mittleren Motown-Epoche: Zu deren Entstehungszeit hörten alle Weißen nur psychedelische und „progressive“ Rockmusik – der Soul von Diana Ross, den Temptations und der Four Tops galt als Kitsch und war hochgradig verpönt. Heute sind jene Motownplatten die positivste Musik, die ich mir vorstellen kann, ein permanenter Quell von Energie und Lebensfreude. Und klingt das neuste Album des schwarzen Soundmeisters Quincy Jones nicht nur zunächst seicht, dann aber ebenso schick wie klug? Und ist Curtis Mayfield nicht doch cleverer und musikalischer, als wir Weißen vorschnell denken?