dEUS – Vantage Point

Was bitteschön ist das? Die Avantgarde des Kuschelrock? Der erste Track auf dem neuen dEUS-Album ruft nicht gar so appetitliche Fragen hervor. Mit Track zwei bewerben dEUS sich für den nächsten Fusion-Klamauk-Award, wer will diese Mixtur aus Klassik, Prog-Rock und Soul noch ernst nehmen? In meinem Geh im werden gerade die dazu passenden Bilder hergestellt; ein wild geschminktes Ballett aus lauter lila gewandeten Damen, die bei Gottschalk im ZDF vor prachtvoller Kulisse tanzen. Und Thommy sagt: „Schrill, sexy, toller Auftritt, meine Damen und Herren!“ Mit dem zweiten Album nach Wiederaufnahme des Bandbetriebs ist Tom Barm an und seinen Mannen ein irrlichterndes Werk irgendwo tief im Hinterland zwischen gut und böse gelungen. Im Großen und Ganzen spielen dEUS nichts anderes als ein Crossover aus ihrer eigenen Geschichte und bekannten pOP-und rOCK-Stilen, was schon langweilig wäre, sie tun aber dabei so, als hätten sie den Mainstream-Sound des Jahres 1998 gerade frisch erfunden. Hey, Hardrock-Gitarren. Grrr, funky Beats. Alles sehr seltsam. Sind das etwa die Spätfolgen der Bandpause zwischen 2000 und 2004? Dabei hat der Mann so ein Pfund von Verdiensten: Barman bewahrte Belgien fast im Alleingang vor der Übernahme durch die Electronic Body Music, er erfand dEUS, die Supergruppe des zentraleuropäischen Indie-und Folk-Gedankens. Was er sagt, hat Hand und Fuß, über die eigenen Befindlichkeiten möchte er keine Songs mehr schreiben, das sei eine etwas leichte Übung nach all den Jahren. Bestimmt haben sich alle im Aufnahmestudio geirrt, und das hier sind gar nicht dEUS. VÖ: 28.4.

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