Divine Comedy

Unter all den monatlich erscheinenden Festmetern von DVDs, die Konzerttourneen dokumentieren, ist diese eine Spezialität. Denn die kleine Reihe von Auftritten, die Neil Hannon alias The Divine Comedy zur Veröffentlichung seines neuen Albums ABSENT FRIENDS dieses Frühjahr auf die Beine stellte, waren nun wirklich eine exklusive Angelegenheit. Es ist ja innerhalb dieser Seiten ein paarmal betont – wenn nicht gar darauf herumgeritten – worden in den zurückliegenden Monaten. Aber es sei gern noch einmal zusammengefasst: Neil Hannon ist einer der größten Pop-Komponisten, die die Briteninseln in den letzten zehn, zwanzig Jahren hervorgebracht haben und hat mit absent friends im März vielleicht sein Meisterwerk, mit Sicherheit das Orchestral-Pop-Album des Jahres veröffentlicht. Und damit da was weitergeht mit der Orchestraütät, hat der ebenso ehrgeizige wie schmächtige Ire mit dem trockenen Humor, der Scott-Walker-Fixierung und der schmelzenmachenden Crooner-Stimme das Millennia Ensemble rekrutiert. Mit diesem 16köpfigen Halborchester präsentierte Hannon bei einer Handvoll Konzerten in Großbritannien und Paris (im Sommer dann in anderer Besetzung noch beim Haldern Pop Festival) den Großteil von ABSENT FRIENDS sowie ein reiches Bouquet älterer Songs (und ein Cover von Queens Of The Stone Age) in voller Pracht, mit diesem Hauch von viktorianischer Dekadenz und ein paar hübsch albernen Spaßen dazwischen. Der Auftritt im prunkvollen Londoner Palladium am 26. April 2004 war der zweite in dieser Reihe, und nicht nur in den kurzen Backstage-Szenen, auch auf der Bühne ist Hannon seine Nervosität sympathischerweise anzumerken, am deutlichsten, wenn er die erste Strophe seines Standards „Generation Sex“ textlich an die Wand fährt. Schön, dass der Song trotzdem auf die DVD gelangte – man fragt sich nur. was aus den an dem Abend ebenfalls gespielten „Don’t Look Down und vor allem „The Booklovers“ geworden ist, die hier fehlen. Aber das sind Marginalmäkeleien. Diese DVD wird gebraucht. Zumindest von Divine-Comedy-Fans. Und wer das nicht ist. ist eh schön selber schuld.