Girlschool – Hit And Run

Girlschool gelten bekanntlich als die einzige rein weibliche Heavy-Metal-Band. Dabei machten sie bisher sowenig wie ihre Freunde von Kollegen von Motörhead klischeehaften Heavy Metal, eher schnellen, puren Leder-Hardrock.

Auf ihrem zweiten Album kommen die vier Mädchen jedoch bedenklich nahe an all die Leerformeln, die der Heavy-Metal-Kult der vergangenen Monate und Jahre aufgebaut hat. „Cmon Let’s Go“ fängt z.B. mit einer jener Musikhülsen an, die nur zur Verpackung jener schaurigen Gitarristenposen dienen. „I’m Your Victim“ und .Kick It Down“ sind etwas seltsame Songtitel für eine Frauenband … oder darf man auch bei Girlschool die Worte nicht auf die Goldwaage legen?

Höchstwahrscheinlich verzerrt die intellektuelle/ideologiekritische Brille im Falle Girlschool tatsächlich zu stark. Die vier emanzipieren sich nämlich nicht über den Kopf, sondern eher handgreiflich. DerGesang von Kim McAuliffe ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, macht aber etwa alle anderen Bemühungen um weibliche Härte (etwa Joan Jett) glattweg vergessen. Die gelegentlichen Harmoniegesänge klingen ausgearbeitet und gut plaziert und vor allem Denise Dufords Schlagzeug hat einen wundervoll hohl-tiefen Sound; sie spielt kraftvoll und schubstark wie eine Dampflokomotive.

Den z.Zt. Top-Hit „Tush“ covern Girlschool genausogut wie Guns „Race With The Devil“ auf ihrer ersten LP, mit »Back To Start“ ist ihnen ein Rocksong gelungen, der durchaus auch außerhalb von Headbanger-Kreisen Beachtung verdient hätte.

Dennoch hört sich vieles noch zu einförmig an. Nach zwei Seiten HIT AND RUN neigen zumindest die Hörer zum Davonlaufen, denen das allsommerliche Reading-Festival nicht als Wallfahrtsstätte für die Zukunft der Rockmusik dient. Hinge die Wertung allein von soziologischen Gesichtspunkten ab (also von dem Maß der praktischen und praktizierten Emanzipation), hätten Girlschool Superlative verdient. Für ihr Album HIT AND RUN und dessen Musik ist leider nicht mehr als Mittelmaß drin.