Grobschnitt – Kinder + Narren

Der Titel der Platte ist programmatische Botschaft: Wenn nur mehr Leute so wären wie Kinder und Narren, wäre vieles besser auf der Welt.

Hier liegen wohl mehrere Irrtümer vor: Erstens sind Narren nicht wie Kinder. Narretei ist eine recht anstrengende gekünstelte Angelegenheit, wie jede Karnevals-Juxerei (und dieses Album) beweisen. Zweitens sind Kinder, wenn sie noch nicht so tief in die Mühlen der Erwachsenen-Ideologien geraten sind, allenfalls natürlich, aber nie auf Effekthascherei aus und auch nicht an der Verbreitung mystischer Weltanschauungen interessiert. Daß Narren zu allen Zeiten die nützlichen Idioten ihrer Herrscher waren, sollte wohl auch bekannt sein.

Aufgrund dieser Mißverständnisse breiten Grobschnitt auf ihrer LP ein prätentiöses Märchen aus, das, mit sehr viel abstruser „Lebensenergie“-Soße verkleistert, mit kindlicher Natürlichkeit so viel zu tun hat wie eine Pershing mit einem Papierflieger.

Dazu holt man sich dann Kinder ins Studio und läßt sie so altkluge Sprüche wie „Ihr dürft versuchen, uns gleich zu werden, doch versucht nie, uns euch gleich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts – noch bleibt es im Gestern“ ins Mikrofon aufsagen.

Das Ganze ist eigentlich eine Karikatur von Chlodwig Poth in der Titanic wert. Ein bißchen Bhaghwan, etwas astrologischer Aberglaube und islamische Prophetenweisheiten. Ein Beispiel für daraus resultierende Stilblüten: „Geradeaus, freie Energie, alle weißen Wolken wissen wie.“ Die Musik? Wenig originelle Synthesizer-Programme. Live vielleicht unterhaltsamer, auf Platte aber schwer verdaulich.