Jess Roden Band – Play It Dirty, Play It Class
Die unbändige Spielfreude, mit der die britische Jess Roden Band vor einigen Wochen durch bundesdeutsche Clubs zog, tönt auch aus jeder Rille ihrer zweiten LP. Ich habe schon lange keine Platte mehr rotieren lassen (mit Ausnahme von Dr. Feelgoods „Stupidity“), bei der das Zuhören soviel Spaß bringt. In den durchweg griffigen Songs von „Play It Dirty“ steckt die Seele der Rockmusik, stecken zugleich Blues und fetzender Rhythmus, jazzige Bläserphrasen und entspannte Westcoast-Klänge. Sänger Jess Roden besitzt eine heiße, soulige Stimme, und jeder seiner Mitspieler ist ein brodelndes Energiebündel. Die Musiker gehen aber – im Gegensatz zu den Kraftmeiern diverser Hardrock-Formationen – ökonomisch mit ihrer inneren Glut um und erzeugen zuweilen bewußt eine verhaltene Spannung, die dem Zuhörer abwechselnd heiße und kalte Schauer den Rücken hinunterjagt. Mit Fingerspitzengefühl wurde dieses Album auch im Studio aufgenommen und abgemischt: Selbst wenn die reißenden Bläser-Riffs zusätzlich in den Sound hineingedrückt werden, bleibt das Klangbild durchsichtig und konturenreich. Seit mehr als einem halben Jahr hat beim ME keine Platte mehr fünf Sterne kassiert. Weil wir meinen, daß man mit der Empfehlung „Darf in keiner Plattensammlung fehlen“ vorsichtig umgehen sollte. Für „Play It Dirty“ aber legen wir unsere Hand ins Feuer. Baby, let the good times roll…
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