Jimi Hendrix – Midnight Lightning

So, nun hat sich also einer drangemacht, Jimis Erbe aufzupolieren. Alan Douglas ist es, ein kluger Kopf, dessen Projekte ich seit langem begeistert verfolge. Aber diesmal scheint’s nicht so recht geklappt zu haben. Vier Platten sind geplant (siehe Januar-ME), und jede soll eine andere Seite vom Gitarrengott zeigen: Jazz, Blues, Pop oder so ähnlich. Ich weiß natürlich nicht, wie die nächsten beiden werden, aber „Midnight Lightning“ ist nichts Aufregendes. Gegenüber Alans Erstling „Crash Landing“ fast schon schlaff. Angeblich soll es ja auch Jimis Blues-Seite herauskehren, und vielleicht liegt es gerade daran, daß mir die Stücke alle sehr ähnlich im Vergleich zu seiner ersten regulären LP (Are You Experienced) vorkommen. Sehr viel weiterentwickelt hat sich da aber nichts! Die Enttäuschungen und Frustrationen, die Jimi in seinen letzten Jahren begleitet haben, sind auch auf seinen Nachlaßbändern in fast jeder Note spürbar. Da können selbst neue Musiker und veränderte Arrangements nicht darüber hinwegtäuschen. (Außerdem dürften seine Begleiter nicht ohne Grund völlig unbekannt sein.) Ich möchte wirklich nicht über Alans Aufbauarbeit als Ganzes urteilen, aber „Midnight Lightning“ zeigt keinesfalls einen kreativeren Hendrix als die meisten seiner letzten Ramsch-LPs – nur besser aufgenommen. „Gypsy Boy“ ist noch ein Glanzstück zu nennen, obwohl es nichts Besonderes ist, aber mir fällt gerade ein, daß diese Art Musik ohnehin nicht mehr sonderlich zeitgemäß ist.