Keith Jarrett – As Long As You’re Living Yours

BMG

Nein, Keith Jarrett ist nicht verstorben. Mit bewundernswerter Leichtigkeit hat er sich in den letzten zwanzig, dreißig Jahren als Ikone des Jazz installiert. Unerreicht sein KÖLN CONCERT, zahllos seine anderen Werke, Improvisationen, Kollaborationen. Und logisch, dass nun Berufene sich verbeugen vor dem Meister. Auf AS LONG AS YOU’RE LIVING YOURS berufen sich so unterschiedliche Musiker wie Bruce Hornsby, Andy Summers oder John Scofield auf Jarretts Kompositionen. Nun ist Jazz, wenn wir alles richtig verstanden haben, ohnehin ein Kind von Improvisation und freier Variation. So bleibt Nadja Salerno-Sonnenberg mit ihrer Violine in vorsichtiger Nähe des epochalen Vorbildes (THE BOOK OFWAYS), wohingegen ein Bruce Hornsby schon mal reichlich albern schlau Angedachtes weiterklimpern darf („Backhand“). Es ist trotzdem eine nette Geste, dass nun auch Stücken von Jarrett die Ehre zuteil wird, wie Standards behandelt zu werden. Leider klingen diese selten nach kontemplativer Drift, sondern vielmehr nach akademischen Erkundungen im aufgespannten Raum.