Keith Jarrett Trio – My Foolish Heart
Was für ein Lied wohl gerade in ihm singen mag? 1 In diesem Moment, in dem er mit wie fast vor Schmerzen zugekniffenem Mund und Augenpaar um jede Note ringt und sich dafür über die Tastatur krümmt. Doch plötzlich hält ihn nichts mehr auf dem Klavierstuhl. Als ob gerade ein Geistesblitz in Gestalt einer selig machenden Modulation bei ihm eingeschlagen wäre, die ihn prompt hochschleudert. Keith Jarrett bewegt sich ständig zwischen Erde und Himmel. Musikalisch und körperlich. Wenn er in einem seiner Improvisationsmantras mitlebt und mitleidet, ächzt und stöhnt, grunzt und jauchzt, wimmert und stampft, erlebt der Jazz seinen neuen Schöpfungsakt. So macht es Jarrett seit einer halben Ewigkeit. Und seit 1983 widmet er sich so mit seinen beiden Edel-Kombattanten Gary Peacock (b) und Jack DeJohnette(dr) dem American Songbook. Auf 17 Alben ist der Output dieses Jahrhunderttrios angewachsen. Wer aber geglaubt hat, jetzt würde er alles überdiese Männerfreundschaft erfahren haben, der irrt sich. Denn was im Juli 2001 in Montreux mit dem Jazz-Kanon angestellt wurde, gerät zu einem wahren Erweckungserlebnis. Denn so funkensprühend ausgelassen, vital, inflationär unterhaltsam hat man weder Miles Davis‚“Four“, Sonny Rollins „Oleo“ noch „The Song is You“ von Hammerstein/Kern gehört. Da wird über Stock und Stein geswingt und gerockt. Während man Monks „Straight, No Chaser“ nebenbei mal aufreizend zerhäckselt, Gerry Mulligans „Five Brothers“ mit Esprit auflädt und sämtliche Balladen bis hin zur letzten Zugabe „Only The Lonely“ umarmt und wärmt.
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