l0cc – Bloody Tourists

Nachdem Kevin Godley und Lol Creme lOcc verlassen hatten, sah es zwei LPs lang so aus, als würden Graham Gouldman und Eric Stewart mit neuen Begleitern mehr und mehr Gefallen an herkömmlichem Rock finden. Mit „Bloody Tourists“ ändern sie aber nun wieder den Kurs: zurück zu jener Kunstfertigkeit und Raffinesse, die Alben wie „How Dare You!“ und „Original Soundtrack“ ausgezeichnet hatte. Jenes hohe Maß an bewußt produzierter Künstlichkeit, das damals für lOcc typisch war, erreichen Gouldman und Stewart allerdings nicht; die neue Produktion enthält schon einen kräftigen Schuß mehr Leben und bringt nicht ganz so viele produktionstechnische Geniestreiche.

Aber immerhin: wer ein Faible für Musiker hat, die aus zielen Stilformen der Rockmusik ein kunstvolles Soundgebäude konstruieren, ist bei lOcc wieder in guten Händen. Ironische Anspielungen triefen dazu aus den Rillen, besonders deutlich zum Beispiel in der Reggae-Nummer „Dreadlock Holiday“, die sich um einen Jamaica-Touristen dreht, oder in dem funk-Titel über den „Anonymous Alcoholic“.

Schlechte Titel findet man auf „Bloody Tourists“ nicht. Jeder Song hat seine überzeugende eigene musikalische Atmosphäre, erzählt eine besondere Geschichte. Nachdenklich macht allein die Glätte etlicher Stücke. Zu Zeiten von „I’m Not In Love“ überspitzten lOcc den kommerziellen Schliff nämlich so stark, daß er schon wieder wie eine Karikatur wirkte. Von solcher Distanz spürt man auf „Bloody Tourists“ häufig jedoch nichts. Das mag auch der Grund dafür sein, daß etliche Passagen der LP mit der Zeit langweilig werden.