Neue Heimat – Hautnah
Unverbrauchte, geradlinige Musik, die Vergleiche mit BAP, Spliff und Achim Reichel nicht zu scheuen braucht. Dabei produziert die Neue Heimat keinesfalls ethnisch begrenzten Ruhrpott-Rock; vielmehr siedeln sie ihre Themen im Erlebensbereich des Kohlenreviers an, um sie dann auf Allgemeingültigkeit auszuweiten.
Dominierend auf der ersten Seite ist harter, schnörkelloser Beat mit klaren, schlichten Melodiebögen und akzentuierenden Riffs. Die Episoden von „Playboy Willi“ präsentieren sich als flotte Rap-Ballade mit pointierten Bläser-Breaks. Von der „Trainerbank“ kommt harter Bluesrock mit pulsierendem Linn-Drum-Beat und einem zündenden Gitarren-Solo. Die Liebeserklärung an „Erika“ im Reggae-Takt wechselt kraß zum schnellen Moog-Sound des trotzigen Bankraub-Songs „Ihr Kriegt Mich Nie“.
Seite zwei bietet mit Ausnahme des kantigen City-Rap „Snäk Snäk“ softrockig-melodiöse Lieder mehr privaten, melancholischen Charakters. Rußig-depressive Ruhrpott-Atmosphäre verbreitet sich in „Sehnsucht“ auf trügerisch beschwichtigenden Keyboard-Wolken, Aussichtslosigkeit macht sich in melodramatischen Seufzern Luft.
Eine Platte zum Hinhören und Mitdenken.
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