O’Death – Head Home
Ein bisschen erinnern sie ja an Gomez. Die waren Ende der 90er mit einem kauzigen Gemisch aus Blues und Folk-Geschrammel in der Britpop-dominierten englischen Szene aufgetaucht und wirkten dabei so deplatziert wie eine Gruppe Hobbits, die sich in London verlaufen hat. Ähnlich unpassend, aber auch ähnlich charmant poltern nun fünf Jungs ins zeitgenössische Musikgeschäft, das sich in seiner Retro-Rock-Coolness seit Jahren immer wieder selbst zu reproduzieren scheint. Gut: Retro sind O‘Death irgendwie auch. Schließlich verwursten sie so ziemlich alles, was die junge amerikanische Kultur an folkloristischem Erbe hinterlassen hat: vom Bluegrass bis hin zum intellektuell verbrämten Singer/Songwritertum der 6oer-Jahre. Cool, schick oder gar elegant wirken die New Yorker dabei allerdings nicht. In ihrer ungestümen Lust am Lärm, in ihrem ursprünglichen Zugang zu wilden, orgiastischen Sounds gebärden sie sich eherwie Kinder denn wie abgeklärte Großstädter. Sänger und Gitarrist Greg Jamie etwa lamentiert, schreit, tobt bis zur Raserei, während unter ihm das Banjo leiert und über ihm die Fiddle quietscht. Bisweilen klingen die Songs wie das Frühwerk der Pogues, vor allem dann, wenn die Drums loskrachen und die Band in wüstes Gestampfe ausbricht. Dann wieder, in den eher Country-lastigen Balladen, geben sich O’Death wie abgewrackte Landeier, so als hätten die fünf Grünschnäbel mindesten drei Entziehungskuren und eine langjährige Holzfällerkarriere hinter sich. Auf ihre unorthodoxe Art sind O’Death progressiv und traditionsbewusst zugleich. In ihren Stücken paart sich Punk mit Hillbilly-Sounds, Avantgarde mit Trash und bringt damit die gesamte Absurdität zeitgenössischer Kunst, sei sie nun bildend oder musikalisch, auf den Punkt Wie, bitteschön, soll etwas Neues entstehen, wo doch alles schon einmal da war? Und warum soll man modern sein, wenn das nur bedeutet, sich dem gerade hipsten Revival anzuschließen? Ziemlich gewitzt, diese Hinterwäldler aus der Großstadt.
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