Ray von Taylor Hackford :: Soul Man!

Respekt flößt er ein, dieser Film. Natürlich vor dem Lebenswerk von Ray Charles. Vor der Leistung von Regisseur Taylor Hackford, eine vergangene Epoche des letzten Jahrhunderts zu förmlich greifbarem Technicolor-Leben zu erwecken: Genau so müssen sich die verrauchten Jazzclubs in den 50er Jahren angefühlt haben, kein Zweifel. Vor dem Kraftakt von Jamie Foxx (collateral), der Ray Charles nicht einfach nur spielt, sondern förmlich kanalisiert und in ihn hineinschlüpft, in dem Moment, in dem seine Augen hinter der obligatorischen schwarzen Sonnenbrille verschwinden. Vor den prickelnden Musikszenen, bei denen Hackford daran erinnert, dass er mit hail! hail! Rock’n’Roll vor einigen Lenzen einen mehr als passablen Rock-Dokumentarfilm hingelegt hat: Hier ist alles drin, alles dran: Die Geburtsstunde einer neuen Musik mit „I Got A Woman“, das eher zufällige Geplänkel, das zu „What’d I Say“ führt, die orchestrale Aufarbeitung von „Georgia On My Mind“. Respekt auch vor dem Mut, neben den Triumphen auch die Niederlagen zu zeigen. Dass Charles‘ innere Dämonen, seine Jahrzehnte lang währende Heroinsucht und fast schon obsessive Vielweiberei nicht ausgespart werden, sogar mehr und mehr in den Fokus des Films rücken, ist nicht selbstverständlich für eine Hollywood-Produktion dieser Größenordnung, die letztlich aucb von der Zustimmung ihrer Titelfigur abhing (Charles nickte den Film kurz vor seinem Tod im vergangenen Juni ab). Respekt also vor diesem filmischen Kraftakt, zweieinhalb Stunden lang, vollgepackt mit Events, Songs, Figuren (u.a. werden Quincy Jones, Jerry Wexler und Ahmet Ertegun dargestellt). Nun ist es aber so, dass Respekt im Kino ein zweischneidiges Schwert ist: Allzu viel davon distanziert den Zuschauer, nabelt ihn vom Gezeigten ab. Mit diesem Problem hat RAY fast über seine komplette Laufzeit hinweg zu kämpfen: Dafür, dass es hier um den Erfinder des Soul geht, ist es auffällig, wie deutlich der Film daran scheitert, einen Einblick in Charles‘ Seele zu gestatten. Dinge und Emotionen spürbar zu machen, die über das bloße Gezeigte hinaus gehen. Die politischen, historischen und assoziativen Dimensionen etwa von Michael Manns ALI bleiben hier nur Wunschdenken. Aber, Jungejunge, sind die Songs immer noch gut.

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