Ron Carter & Woodwinds – Peg Leg

Vielversprechend setzt schon die erste Seite an mit einem hackenden pizzicato-Thema. Carter zupft es an einem Piccolobaß (in der Größe etwa zwischen Cello und Kontrabaß), auf dem er beweglicher phrasieren kann. Das Holzbein (= „Peg Leg“, man sieht Spuren davon auch auf dem Cover) hüpft hurtig davon, bis die Holzbläser (Woodwinds: Blasinstrumente wie Flöten, Klarinetten, Fagott und Oboen) ihre von Robert Freedman arrangierten, geckenhaften Kommentare abgeben. So geht es den meisten der sechs Stücke.

Was mag Ron Carter sich dabei gedacht haben? Seine sollistische Brillanz nicht nur durch die Spontaneität glitzern zu lassen, sondern auch an der Ensemblearbeit zu schleifen? Darum wohl duldet er für die Rhythmusarbeit mit Buster Williams einen zweiten Bassisten neben sich. Bei aller vorgenommenen Seriosität – Bläser unternehmen sowas meist mit Geigen, hier geht’s also umgekehrt! – hat er wenigstens den Humor nicht verloren. Das angeführte Eingangsstück und „Chapter IX“ nämlich sprühen vor Witz und Laune. In das Konzept gepaßt hätte auch das skurrile „Epistrophy“ vom Bebop-Priester Thelonius Monk – wenn nur die Bläser nicht wären. Aber der Verdruß nimmt nicht Überhand. Es bleibt eine luftige, duftige, gute und gut verdauliche Musik.