Ry Cooder – The Long Riders – Soundtrack
Zuallererst ist Ry Cooders neues Album der Soundtrack zu einem leidlichen Western – einer erneuten Verfilmung des rauhen Outlawlebens von Jesse James. Daran ist bemerkenswert, daß die Produzenten des Kinoereignisses (im August im Bundesgebiet gestartet) einen Musiker aussuchten, dem vordergründige kommerzielle Aspekte egal sind. Gitarrist Cooder ist Apologet der Musiktradition des weißen amerikanischen Südens und von der Haifisch-Musikbranche fast unbeeinflußt geblieben. Als er sich 1978 – gegen jeden Trend – am frühen Jazz versuchte, gelang ihm das allerdings nicht überzeugend. Doch schon damals spielte er mit David Lindley zusammen, einem vielseitigen Country-Geiger und -Gitarristen. Der war auch entscheidend an BOP TILL YOU DROP beteiligt, dem für mich wichtigsten Album des Jahres 1979. Beide knobelten nun an THE LONG RIDERS herum. Eine im ersten Moment naheliegender Gegenüberstellung mit Bob Dylans Soundtrack zu „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ fördert nur eins zutage: Die Alben lassen sich nicht vergleichen. Dylan machte viel zu viele Konzessionen an seine eigene rockmusikalische Vita, komponierte dabei zwar einen Klassiker wie „Knocking On Heaven’s Door“, fand aber keinen Zugang zum traditionellen Genre. Dies gelingt Leuten von Dave Duddley bis Wülie Nelson, die den Truckern auf den Highways ein falsches Cowboy-Feeling einsäuseln, ebensowenig. Cooder jedoch findet die Roots – jene Musik-Melange, in der vor allem Folklore-Elemente der irischen Einwanderer bewahrt wurden. Single-Hits sind damit nicht zu machen, denn die Kargheit, Ehrlichkeit und unverdorbene Fröhlichkeit dieser Musik sperrt sich gegen Juke-Boxes, Airplay und Discos. So wie Cooder die Musik mit seinem eigenen Rhythmus-Verständnis akzentuiert, vergewaltigt er das Erbe nicht, sondern fügt ihm eine persönliche Note hinzu. Er ist kein pedantischer Kopist, sondern ein Sensibelchen dieses Jahrhunderts. Das beste Stück: der Titel-Track.
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