The Hold Steady – Boys And Girls In America

Es gibt Momente, da möchte man diesem Haufen aschfahler Rock’n’Roll-Katholiken die Riffs um die Ohren schlagen, die sie mit Emphase wegnudeln, kurz vorher fällt der Rezensent aber vom Glauben ab und begreift-. Die stehen auf herrschaftliche Rock-Riffs. Die haben auch keine Probleme damit. Bruce Springsteen in einer Art Sing-Sprech-Ausgabe neu aufzulegen. Sänger Craig Finn und Gitarrist Tad Kubler, zwei Math-Punk-Boys aus Minneapolis, erfanden The Hold Steady in Brooklyn als Rock’n’Roll-Glaubensbekenntnis, sie spielen sich lieber am alten Schweden Rock wund, als die MySpace-Gemeinde nach dem gerade geilsten Sound zu konsultieren. Man könnte auch sagen: The Hold Steady sind in einer Zeit- und Raumnische groß geworden, in der es The Strokes und die komplette Liga der The-Bands einfach nicht gab (warum dann The Hold Steady? Antwort: Scheiß der Hund drauf!). Das 8oer-Wave-Revival mit den nervösen jungen Männern an den Gitarren ist ebenso an ihnen vorbeigegangen. Was eigentlich gut so ist (der Rezensent wird milderl. Den Biertrinker-Rock der Replacements aber kennen Finn, Kubler & Co. sehr wohl, ihre Songs sind näher an Thin Lizzy und den Allman Brothers als am aktuellen US-Rock gebaut. Kann man das Bekannte noch einmal Runterspielen für die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen? BOYS AND SIRLS IN AMERICA macht gegenüber dem Vorgänger Separation sunday einen kleinen Schritt in Richtung Arena-Rock (Gitarren und Drums sind dicker aufgetragen) und einen großen in der Ansprache: Dies ist keine Storysammlung aus dem Tagebuch eines literarisch angefixten Minneapolis-Boys mehr, sondern ein All-American Songbook mit Tendenz zum Evangelium, ein Hörbuch, aus dem die verlorenen Seelen der Nacht rufen. Liebe, Drogen und Gott, da geht nichts mehr zusammen. Das ist auch nicht neu (der Rezensent beginnt wieder zu jammernl. Der Albumtitel und die zentrale Textzeile des Eröffnungssongs „Stuck Between Stations“ sind Jack Kerouacs „On The Road“ entnommen:“.Boys andgirts in America have such a sod time together. “ Das ist nur der Anfang, am Ende rotzt sich Finn zu einer Generationshymne hoch: ..We drink, we dryup, we crumble into dust. ‚ So weit die Meldung aus dem amerikanischen Wasteland. Eine Party-Platte wird BOYS AND GIRLS IN AMERICA manchmal auch noch, vorausgesetzt, man kann auf Gitarrenriffs reiten, im Stakkato baden und man will sich gemeinsam schlecht fühlen. Wie wär’s, Boys and Girls in Germany? VÖ: 16.2. >>>

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