Theatre Of Hate – He Who Dares Wins
Um eventuellen Bootlegger-Aktivitäten zuvorzukommen, entschlossen sich Theatre Of Hate zu einem Live-Debütalbum, was allenfalls Kassettenrecorder-Qualität aufweist. Nach nur einer Single, „Legion“, ist HE WHO DARES WINS ein vorläufiges Zwischenergebnis ihrer Arbeit. TOH sind eine exzentrische Ausgeburt der neu-romantischen Renaissance, irgendwo zwischen der nekrophilen Kryptomnesie Killing Jokes und der blasierten Dekadenz des Spandau Balletts angesiedelt. Eine Band, die über sämtliche postmodernen Zutaten für die nächste Futurama-Exhibition vefügt – oder auch die akustische Untermalung zur Beerdigung liefert. „This is a song about funerals“, kündigt TOH-Sanger Kirk Brandon „The Wake“ an, bevor das Quintett im wahrsten Sinne des Wortes zum Trauermarsch aufspielt. Aber schon an dieser Stelle, dem vierten Stück der ersten Seite, macht sich eine gewisse Monotonie breit. Das Sound-Konzept, daß durchaus für mehrere erstklassige Singles ausreichen würde, zeigt schon hier Abnutzungserscheinungen. Jedes einzelne Stück ist stereotyp nach dem selben Schema aufgebaut, Melodienführung und Instrumentierung werden meist nur minimal variiert. Über den stampfenden, vom Rickenbacker-Bass kontra punktierten Rhythmus, schiebt sich allmählich ein elegisches Sax, bevor Brandon’s gequälte Kopfstimme dem Song ihren Stempel aufdrückt. Er verfügt in der Tat über ein unnachahmliches Organ, jede Phrasierung mündet spätestens nach der dritten Silbe in einem langgezogenen, gellenden Vibrato. Dennoch ist sein überkandidelter Gesangsstil technisch erschreckend limitiert und – da er es nicht ein einziges Mal fertigbringt die Tonart zu wechseln – auch leicht auszurechnen.
Inhaltlich reichen TOH’s metaphernreiche Texte von Brandon’s übersteigertem Narzißmus („Freaks“), bis zu abgehobenen esotherischen Lehren. Nicht frei von banalen Klischees versuchen Theatre Of Hate eine Aura mystischer Undurchdringlichkeit aufzubauen. TOH’s erdrückender Wall of Sound, ihre visuelle Präsentation, ja selbst die kabbalistische Covergrafik ergeben ein skuriles Panoptikum; aber auch ein Image, das irgendwie künstlich und oberflächlich wirkt. Man wird das Gefühl nicht los, daß man es hier mit Art-School-Phantasten zu tun hat, die soeben ihrer ersten spiritistischen Sitzung beiwohnten…
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