Rod Stewart und seine „vielen Gesichter“


25 Jahre zählt er heute, und bis jetzt hat er sämtliche Höhen und Tiefen seines menschlichen Daseins durchmessen. Seit 8 Jahren jedoch ist er nur. noch dem Erfolg auf der Spur. Seine letzte Glanzleistung fand dieses Jahr statt: die englischen Leser des „Melody Maker“ katapultierten ihn nicht von ungefähr an die Spitze ihres Pop-Polls. Damit wurde für eine breite Leserschicht Rod Stewart zum Idoi, denn seine Stimme hat etwas einmaliges. Kopierer werden es schwer haben und es erst gar nicht versuchen. Es wird auch weniger gut informierten nicht schwer fallen, ihn unter hundert anderen herauszuhören. Vorwärtsgehen, das ist die heutige Einstellung von Rod Stewart. Grenzen zu erkennen und zu durchstossen. Die „Faces“, seine Begleitgruppe, unterstützen ihn bei diesem Vormarsch, wie die Pressluft, welche den Hammer antreibt. Da wäre zuerst die Rhythmus-Section: Kenny Jones, Drums und Ronnie Lane. Bass. Die beiden haben sich zu einer kompakten Einheit verschworen und durch ihren stetigen dynamischen Drive sorgen sie für ein Bluesfeeling, das Rod Stewart zu den schönsten Bluesinterpretationen hinreisst. Seine instrumentale Stimme ist jederzeit in der Lage, mit lan McLagan, Orgel, Piano, und Ronnie Wood, Gitarre, zu konkurrieren. Die Erfahrung, welche Rod Stewart in dieser Richtung gesammelt hat, sagt ihm, dass er heute den besten Weg eingeschlagen hat

Anfang der sechziger Jahre begann seme Karriere in einer Gruppe, die sich „Steam Packet“ nannte. Julie Driscoll und Long John Baldry waren ebenfalls mit von der Partie. Leider konnte sich die Gruppe mit ihrem kreierten Blues keine nationale Anerkennung erkämpfen. Sie spielten nur vor einem speziell interessierten Publikum. Schon bald zerbrachen sie an den finanziellen Schwierigkeiten, die diese begrenzte Beliebtheit mit sich brachte.

Mit seiner nächsten Gruppe, Rod schloss sich Jeff Beck an, dem heute schon zur Legende gewordenen Yardbirds-Gitarristen, erntete er mehr Anerkennung. Seine kiesige Stimme wurde das Markenzeichen von der Jeff Beck-Gruppe. Anfangs noch auf Blues spezialisiert, änderte sich der Sound mit der Zeit zum Heavy-Rock. Rod’s Stimme machte diesen Prozess mit, ohne ihre Eigentümlichkeit dabei zu verlieren.

Auf der Höhe des Erfolgs, Jeff Beck feierte Triumphe bei zwei Amerika-Tourneen, entschloss sich Rod, die Gruppe zu verlassen. Rod Stewart begann sich intensiv auf eine eigene Karriere vorzubereiten. In den Faces hatte er bald die Musiker gefunden, die ihn bei diesem Vorhaben optimal unterstützen konnten. „An Oid Raincost Won’t Ever Let You Down“ wurde die erste Station eines Weges, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Stützte er sich bei dieser ersten Platte noch auf Titel, die er übernommen hatte, um auf seine Art zu interpretieren, so traf dies bei seiner zweiten, „Gasoline Alley“, nur noch bedingt zu. Es wurde dort schon Material zusammengestellt: das er sich selbst erarbeitet hatte. Rod Stewart wurde zum Komponisten und Texter. Seine Texte stossen an die Grenze des Menschen-Unmöglichen. Seine Rebellion auf „Gasoline Alley“ ist eine ernst gemeinte, denn er hat sie schon selbst durchgemacht: auf seinen Gammeltouren durch Frankreich. Auf seinem bisher letzten Produkt „Every Picture Tells A Story“ wird Rod zum Produzenten. Sein Gespür für gute Begleitmusiker lässt ihn auch diesmal nicht im Stich. Nur noch Ron Wood und lan McLagan sind von der Faces-Sesetzung dabei. Dafür andere, nicht minder klangvolle Namen: Ray Jackson, Peter Sears. Dick Powell und andere Spitzenkönner. Sie alle tragen dazu bei, dass „Every Picture Tells A Story“ ein musikalischer Höhenflug wird. Für Rod Stewart bedeutet Musik alles und seine Stimme ist sein Kapital.